Monday, September 21, 2015

Kritik der VÖB an prekären Arbeitsverhältnissen im Bibliothekswesen #oebt15

In der heutigen Presseaussendung der Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) zum Bibliothekartag wird auch Kritik an den zunehmend prekären Beschäftigungsbedingungen im Bibliothekswesen geübt:

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Auf einer eigenen Podiumsdiskussion wurden diesmal aber auch die zunehmend negativen Auswirkungen prekärer Arbeitsverhältnisse im österreichischen Bibliothekswesen anhand konkreter Beispiele erörtert und mögliche Gegenstrategien angesprochen. Prekäre und atypische Arbeitsverhältnisse sind dabei insbesondere solche ohne Perspektive auf berufliche Weiterentwicklung und auf ein existenzsicherndes Einkommen, führen vorprogrammiert in Richtung Altersarmut und sind aus Sicht der VÖB sowohl im Hinblick auf die persönlich Betroffenen als auch aus volkswirtschaftlichen Gründen abzulehnen. Denn ungünstige Arbeits- und damit Lebensbedingungen beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit und erhöhen die Krankenstände. Permanenter Wissensverlust durch häufigen Personalwechsel führt wiederum zu erhöhten Kosten zusätzlich zu den Gehaltszahlungen. Atypische und prekäre Anstellungsverhältnisse zwingen den Menschen in ein "Leben in der Warteschleife", reduzieren die Existenz auf "Bittleihe" (Prekarium) und verbannen die Betroffenen in die "Zone der Verwundbarkeit" (Robert Castel).

Zur fundierten längerfristigen Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema sowie insbesondere zur Erarbeitung konkreter Handlungsstrategien und Maßnahmen hat die VÖB die rasche Einrichtung einer offenen Arbeitsgruppe beschlossen. Diese soll sich gezielt mit dem zukünftigen Berufsbild im Bibliothekswesen beschäftigen, praktische Beispiele für Missstände im Beschäftigungsbereich und deren Hintergründe sammeln und damit auch die Grundlagen für ganz konkrete Verhandlungen erstellen. Damit bleiben die Arbeitsverhältnisse im österreichischen Bibliothekswesen jedenfalls auch auf der ständigen Tagesordnung des neuen Präsidiums und Vorstandes der VÖB.
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Es freut mich als Vorstandsmitglied und als Moderatorin der erwähnten Podiumsdiskussion "Ich bin so frei - prekäre Arbeitsverhältnisse im Bibliothekswesen" wirklich sehr, dass das Thema aufgegriffen wurde. Ich habe vorher einige Erfahrungsberichte zugeschickt bekommen, und diese haben mich betroffen gemacht. Ich rede derzeit natürlich von einer vergleichsweise privilegierten Perspektive aus, aber ich war selber acht Jahre ohne schriftlichen Vertrag beschäftigt (allerdings nicht im Bibliothekswesen) und kann mich an diese Zeit gut erinnern. Als Berufseinstieg oder neben dem Studium sind solche Arbeitsverhältnisse eine Sache - wenn KollegInnen Jahre bis Jahrzehnte lang so arbeiten, ist das eine andere. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn wir betroffene Kolleginnen und Kollegen einbinden könnten, und möchte zur Mitarbeit in der erwähnten Gruppe herzlich einladen. Bei Bedarf fungiere ich - ebenso wie die anderen Vorstandsmitglieder - gerne als Kontaktperson zur VÖB.

Friday, September 11, 2015

Mein erfolgreichster Facebook-Eintrag ever

Vorgeschichte: Wer die letzten Monate nicht völlig medienlos gelebt hat, wird mitbekommen haben, welche Hetze gegen Flüchtlinge da abgesondert wurde und wird. Eine Freundin von mir wollte dem etwas entgegensetzen und hat beschlossen, nur mehr positive Meldungen, zum Beispiel über gelungene Hilfsprojekte, zu posten. Dem wollte ich mich anschließen. Ich hatte irgendwo gelesen, dass es bei dm um 5, 10 und 20 Euro sogenannte Flüchtlingspakete mit den notwendigsten Hygieneartikeln zu kaufen gibt. Als ich am 3. August in einer dm-Filiale war, hab ich drei Beispielkörbe an der Kassa stehen sehen, mich an die Aktion erinnert und ein solches Paket gekauft. Dann habe ich einfach die Rechnung auf Facebook gepostet.
Es ging mir nicht darum, zu zeigen, wie supersozial ich selber bin. Es war als Tipp gedacht für Menschen, die etwas tun wollten, aber nicht recht wussten, wie sie das anstellen sollen, oder die nicht so leicht nach Traiskirchen fahren konnten/wollten. Diese Pakete werden in Kooperation mit der Diakonie und der Caritas direkt an die Flüchtlinge verteilt. Weniger Aufwand geht fast nicht! Ein Lob für dm sollte natürlich auch dabei sein.

Von der Reichweite, die dieser Beitrag erreicht hat, bin ich immer noch überwältigt: Er wurde bisher unfassbare 2488 Mal ge-like-t und 2081 Mal ge-share-t :-) Hilfreich war sicher, dass ich dm getaggt habe und der Beitrag auf der dm-Facebookseite (mit ihren über 445.000 Fans) unter "visitor posts" aufschien. Außerdem habe ich doch viele Menschen in meinem Umfeld, die sich allgemein im Sozialbereich bzw. spezieller in der Flüchtlingsbetreuung und -versorgung engagieren - oder einfach keine Ungustln sind ;-) Es gab jedenfalls praktisch keine negativen Rückmeldungen, von der obligaten "wieso gibt es das nicht für Österreicher / Obdachlose / mich"-Meldung abgesehen. Ein paar Beispiele, wie der Post in den Shares kommentiert wurde: "super aktion!", "Darf gerne geteilt werden", "Ist total umkompliziert das Wichtige zu spenden! So ein Paket bei DM drogerie kaufen, und es ist sicher die 3fache Menge im Paket, als wenn wir es um den Ladenpreis in der Drogerie kaufen", "DM Deutschland und andere: Bitte nachmachen!", "done:) do it (too) guyz!!! die paar Euros tun echt nicht weh aber machen einiges aus!".

Wenn ich jetzt in einer Presseaussendung von dm lese, dass in den ersten vier Wochen dieser Aktion bereits 350.000 Euro gespendet wurden, hab ich ja vielleicht einen kleinen Beitrag dazu geleistet ;-)

Witzigerweise hab ich mich ein paar Tage später mit einer Frau getroffen, die ich kurz vorher auf der Plattform fragnebenan kennengelernt hatte, und als das Gespräch irgendwann auf den Eintrag kam, sagte sie sinngemäß: "Was, Du warst das? Ich hab den Eintrag auf Facebook gesehen und gleich geschaut, was Du noch gekauft hast, und dachte, aha - Mitzi Blue!". Für alle, die es interessiert: Den Alnatura-Linseneintopf hab ich von der Rechnung weggeschnitten ;-)


P.S. Wenn wir gerade dabei sind: Der Arbeiter-Samariterbund (allgemeine Informationen über das Projekt) und die Post (Informationen über den aktuellen Bedarf - bitte beachten!) starten heute die Aktion "Willkommenspakete für Flüchtlinge": "Bis einschließlich 31. Oktober kann eine Sachspende für Flüchtlinge kostenlos in jeder Postfiliale und bei jedem Post Partner in ganz Österreich aufgegeben werden".

Wednesday, September 02, 2015

Prekäre Bibliotheksarbeiter_innen: Treffen am 17.9. in der @bibliovonunten, Podiumsdiskussion am Bibliothekar*tag

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Wir sind prekär. Wir arbeiten in Universitätsbibliotheken, der Nationalbibliothek, an Fachhochschulen, in Museen, in öffentlichen Büchereien, an Dokumentationseinrichtungen, sonstwo. Unsere Arbeitsverträge reichen von befristeteten Vollzeitstellen über unbefristete Teilzeitjobs, von geringfügiger Beschäftigung zu freien Dienstnehmer_innen, von Werkverträgen bis hin zu Kettenverträgen. Wir arbeiten an einer Stelle für 20 Stunden die Woche, wissend, dass es kaum eine Chance gibt, auf 40 Stunden aufgestockt zu werden. Wir haben Zweit- manchmal auch Drittjobs. Und immer öfter auch gar keinen.

Wir sind hervorragend ausgebildet und wissen doch, dass wir weniger ausgebildete Kolleg_innen verdrängen, indem wir auch deren Jobs übernehmen. Wir arbeiten in Praktika, für gar kein Geld. Wir arbeiten in Anstellungsverhältnissen für zu wenig Geld. Uns ist bewusst, dass die Situation von Bibliothekar_innen keine Ausnahme darstellt in Berufen, in denen in erster Linie Frauen arbeiten. Uns ist auch bewusst, dass die neoliberalen Doktrin die Ausbeutung von Arbeitskräften weiter forcieren bis Arbeitsrechte "überwunden" sind und die selbstverantwortliche ICH-AG jedes Konzept von Solidarität und Kollektivität verworfen hat. Wir sind prekär. Uns wird von noch privilegierten Betriebsrät_innen empfohlen, bei Gehaltsverhandlungen geschickter vorzugehen. Wir sind prekär. Uns wird von Kolleg_innen erklärt, dass Teilzeitarbeit zu mehr Freizeit führt. Wir sind prekär. Ohne spezifische Berufsvertretung und mit einer Vereinigung, die "die beruflichen Interessen" ihrer Mitglieder vertritt, gleichzeitig den "Wettbewerb sichert", die sich rühmt über die monatlichen Klicks auf publizierte Stellenausschreibungen und in der doch nur unsere aktuellen und baldigen Vorgesetzten das Wort haben. Wir sind prekär und nicht organisiert. Wir sind prekär und haben die Schnauze voll.

Um uns darüber auszutauschen, laden wir am 17. September 2015 ab 17:00 Uhr in die Bibliothek von unten, Wipplingerstr. 23, 1010 Wien zu einem get-together und anschließendem Fest ein, und würden uns über Ihr/euer Kommen freuen!
//zitatende//

Quelle: voeb-l.

kellerabteil: CIMG9414, aufgenommen am 1. Mai 2008, gefunden via Flickr, Lizenz CC-BY-NC

Diskussion am Bibliothekar*tag

Weil's dazu passt: Am Bibliothekar*tag wird es am Donnerstag die Podiumsdiskussion "Ich bin so frei - prekäre Arbeitsverhältnisse im Bibliothekswesen" geben. Abstract: "Hier ein Jahr Projektarbeit, dort eine halbe Karenzvertretung, Bewerbungen von AkademikerInnen fürs Magazin, keine Anrechnung von Vordienstzeiten, Aufnahmestopp, "working poor" – die Situation am Arbeitsmarkt für Bibliothekarinnen und Bibliothekare hat sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Wie kommen prekär Beschäftigte über die Runden? Welche Möglichkeiten fairer Beschäftigung bieten immer knapper werdende Mittel den Bibliotheken? Werden zu viele NachwuchsbibliothekarInnen ausgebildet? Wieviel Wissen geht verloren, weil Verträge schon wieder enden, wenn sich die MitarbeiterInnen gerade eingelebt haben? Persönliche Erfahrungen, gewerkschaftliches Engagement für prekär Beschäftigte und politische Handlungsoptionen stehen im Zentrum dieser Diskussion". Diskutant_innen sind Beate Neunteufel-Zechner (Betriebsrätin ONB, UGÖD), Nikolaus Hamann (Kribibi), Veronika Kronberger (GPA-DJP) und Werner Schlacher (VÖB-Präsident, Bibliotheksdirektor).
Selbst prekär in Bibliotheken Arbeitende sind gerne aufs Podium eingeladen - bitte um rasche Kontaktaufnahme. Da ich größtes Verständnis habe, wenn jemand lieber nicht so an die Öffentlichkeit gehen möchte, freue ich mich auch über Erfahrungsberichte, die ich vertraulich und anonym behandle. Ich war zwar selber acht Jahre lang ohne schriftlichen Vertrag beschäftigt, aber das war nicht im Bibliothekswesen und ist schon eine Zeitlang her.

Engagement innerhalb der VÖB

P.S. Wenn die VÖB keine Vereinigung bleiben soll, in der "nur unsere aktuellen und baldigen Vorgesetzten das Wort haben", besteht natürlich die Möglichkeit, sich dort einzubringen und sie von innen zu verändern. Auch ein Vorstandsamt zu bekommen, ist nicht sehr schwer (noch ein Ehrenamt, ich weiß schon).

Tag der offenen Tür im Kreisky-Archiv: 18.9., 9-18 Uhr

//zitat// Wir laden ein zum Tag der offenen Tür im Kreisky-Archiv am 18. September 2015, 9–18 Uhr. Lebendige Geschichte, in persönlichen Briefen und Fotos, auf bewegten Bildern und in Tönen, wird in Archivräumen zugänglich, für solche, die sich gerne dran erinnern, und andere, die erst viel später geboren wurden.
Programm
  • 9:00 Uhr: Begrüßung durch Stadtrat Dr. Michael Ludwig, Obmann des Kreisky-Archivs
  • 10:00/12:00/15:00/17:00 Uhr: Führungen durch die Archivräume
  • Präsentation von Archivbeständen: Akten, Fotos, historische Plakate, diplomatische Geschenke und andere Objekte
  • Interviews mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen
  • Töne und (bewegte) Bilder aus der Zeit Bruno Kreiskys
  • Präsentation der historischen Forschungsprojekte des Kreisky-Archivs
Um Anmeldung wird gebeten unter archiv@kreisky.org. //zitatende//