Sunday, October 23, 2016

Kampf gegen die Versuchung des Lesens

Ich lese gerade die "Memoiren einer Idealistin" von Malwida von Meysenbug (*) und bin dort auf folgende schöne Passage gestoßen:

Ich konnte kein Buch sehen, ohne mich dessen zu bemächtigen. Mein Geburtstag erschien mir fade, wenn er mir keine Bücher brachte. Hatte ich die erhalten, so saß ich den ganzen Tag und las und vergaß die wirkliche Welt über die der Phantasie. Meine Leidenschaft für das Lesen verleitete mich sogar, heimlich Bücher aus der Bibliothek meiner Mutter zu nehmen. Glücklicherweise fand ich nur solche, die mir nicht schaden konnten, aber die Tatsache beunruhigte mein Gewissen sehr, und ich beschloß, ernstlich gegen die Versuchung anzukämpfen. Doch trug die Leidenschaft noch öfter den Sieg davon in diesem Kampf. Endlich blieb ich Siegerin. Es war mein erstes Begegnen mit der Schlange, meine erste Handlung als Tochter Evas; aber es war auch mein erster ernster Sieg.

Übrigens ein wirklich tolles Buch, in dem Mädchen- und Frauenbildung, Selbständigkeit von Frauen, die Revolution von 1848, Kirchen- und Religionskritik, familiäre Zwänge, Geschlechterverhältnisse, tief empfundene Liebe und vieles mehr eine Rolle spielen.

(*) Ich kann mir diesen Namen einfach nicht und nicht merken - einmal sag ich Mathilde, einmal Malwine ;-)

Wednesday, October 19, 2016

Call for Papers für den Informationskompetenz-Tag 16./17. Februar 2017

Die Kommission Informationskompetenz des Deutschen Bibliotheksverbands und des Vereins Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare und die Kommission Informationskompetenz der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare laden ein zum 1. Informationskompetenz-Tag Deutschland/Österreich am 16. und 17. Februar 2017 in Innsbruck an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol.

Der Informationskompetenz-Tag bietet Expertinnen und Experten aus Bibliotheken eine Plattform, um neue, innovative und kontroverse Ideen, Aktivitäten und Projekte zur Förderung von Informationskompetenz zu präsentieren und zu diskutieren. Mögliche Themen sind z. B. der Einsatz von E-Learning, Assessment-Verfahren, innovative didaktische Methoden oder organisatorische und konzeptionelle Rahmenbedingungen. Im Mittelpunkt steht der Austausch, daher besteht die Tagung neben Keynotes und Vorträgen vor allem aus Workshops und einer Unkonferenz. Wir freuen uns auf Ihre aktive Teilnahme - bitte merken Sie den Termin vor. Die Website des Informationskompetenz-Tags finden Sie hier: www.uibk.ac.at/ulb/informationskompetenz.

Die Kommissionen bitten um Einreichungen für Workshops oder Vorträge.

Workshops: In Workshops werden in 90 oder 180 Minuten aktuelle Themen in kleineren Gruppen diskutiert und vertieft bearbeitet. Bitte senden Sie Ihren Vorschlag mit Titel des Workshops, Name und Kurzbiografie der Moderatorinnen bzw. Moderatoren und Abstract (max. 2.000 Zeichen) bis zum 09.11.2016 an Informationskompetenz-ULB@uibk.ac.at. Bitte geben Sie zusätzlich Zielgruppe, Zeitbedarf, Gruppengröße und die benötigte technische Ausstattung an.

Vorträge: Vorträge stellen aktuelle Themen in 20 Minuten kurz vor. Daran schließt sich eine Diskussionsrunde an. Bitte senden Sie Ihren Vorschlag mit Titel des Vortrags, Namen und Kurzbiographie des/der Vortragenden und Abstract (max. 2.000 Zeichen) bis zum 09.11.2016 an Informationskompetenz-ULB@uibk.ac.at.

Unkonferenz: Bitte bereiten Sie Themenvorschläge für eine Session vor. Sie können zu Themen, die Sie interessieren, Informationen anbieten, oder Inhalte vorschlagen, für die Sie Hilfe bei der Umsetzung bzw. eine Lösung suchen. Die Teilnehmenden entscheiden, welche Sessions sie besuchen. Für weitere Auskünfte können Sie sich gerne an Michaela Zemanek oder Fabian Franke wenden: Informationskompetenz-ULB@uibk.ac.at.

Hinweis aus Inetbib

Dictionary of imaginary places

Was für ein tolles Werk! Ein Glück, dass ich gerade Twitter aufgedreht hatte, sonst wäre meine Wunschliste um ein Buch ärmer! Die englischsprachige Wikipedia schreibt dazu:

The Dictionary of Imaginary Places (1980, 1987, 1999) is a book written by Alberto Manguel and Gianni Guadalupi. It takes the form of a catalogue of fantasy lands, islands, cities, and other locations from world literature—"a Baedecker or traveller's guide...a nineteenth-century gazetteer" for mental travelling.

Und was ich bei der Suche nach dem Buch auch gleich entdeckt habe: "The Book of Legendary Lands" von Umberto Eco. Aus der Beschreibung:

A fascinating illustrated tour of the fabled places in literature and folklore that have awed, troubled, and eluded us through the ages. From the epic poets of antiquity to contemporary writers of science fiction, from the authors of the Holy Scriptures to modern raconteurs of fairy tales, writers and storytellers through the ages have invented imaginary and mythical lands, projecting onto them all of our human dreams, ideals, and fear.

Und dann fehlt noch der "Micro nations"-Führer von Lonely Planet:

a fully illustrated, humorous mock-guidebook to the nations people create in their own backyards ;-)

Monday, October 10, 2016

Saturday, October 08, 2016

Mord am Treffen der Kitschromanschreiberlinge

Vor kurzem habe ich den britischen Autor Robert Barnard für mich entdeckt. Ich lese ja sehr gerne Krimis, vor allem wenn sie mit Bibliotheks- oder Verlagswesen zu tun haben. Und so bin ich irgendwie über das Buch "Death in purple prose" (in der US-Ausgabe, die ich gelesen habe, "The cherry blossom corpse" benannt) aus dem Jahr 1987 gestolpert. Dieser Roman spielt auf einer Konferenz von LiebesromanschreiberInnen in Norwegen und ist sehr treffend in seiner Darstellung der Szene und unglaublich pointiert und auf seine Weise amüsant.

Als zweites Buch mit Literaturbezug habe ich "The missing Brontë" (1983) gelesen. Hier lernen der Ermittler, Superintendent Perry Trethowan, und seine Frau Jan zufällig in einem Pub eine ältere Dame kennen, die ihnen erzählt, dass sie im Nachlass einer Freundin ein Manuskript gefunden hat, das ein unbekanntes Werk einer Brontë-Schwester sein könnte. Mehr verrate ich dazu nicht. Nur so viel: Es kommen auch einige BibliothekarInnen und HandschriftensammlerInnen vor, und da möchte ich einige Zitate bringen:

  • "The librarian here's nothing but a sexy dwarf. He's only interested in grabbing his girls behind the desk. He wouldn't know a Brontë manuscript from a ship's log".
  • "The young ladies [in der Bibliothek] were rather drear pieces of respectability".
  • "Tetterfield. A stark raving librarian in a profession that tends towards the drab".

Im Moment lese ich schon das vierte Buch in Folge. Der "Guardian" schreibt in seinem Nachruf auf Barnard vom 25. September 2013: "He regularly described his detective stories as 'deliberately old-fashioned' yet they were often vehicles for sharp social satire, resulting in high social comedy. Among his favourite targets were the church, television soap operas, the class system, academic rivalries and politics and politicians". Außerdem gibt es immer wieder Formulierungen, die ich mir unbedingt merken möchte ;-)

Wednesday, October 05, 2016

Angetrunken den Wecker stellen

Tuesday, October 04, 2016

Die Bibliothek vor ... Jahren. Kolumne 1/2016

Seit heuer heißt meine Kolumne in den Büchereiperspektiven "Die Bibliothek vor ... Jahren". Hier Ausgabe 1.

Katy Tresedder: Reading. Flickr, CC-BY-NC-ND
Guten Abend, es ist der 4. April 2116, und hier spricht Robo-Mod BibX6FY, Ihre automatische Moderatorin am Spartensender "Bibliotheken einst und jetzt". Wie immer werden unsere Sendungen direkt in Ihren Gehirnchip übertragen - danke, dass Sie an uns denken! Heute beschäftigen wir uns mit dem Bibliothekspersonal - Sie sich vorstellen, dass es eine Zeit gab, in der der bibliothekarische Beruf Frauen nicht offenstand? Ja, Sie haben richtig gehört.

Fragen wir doch jemanden, der es genau wissen muss. Wir sind über unsere Zeitleitung direkt mit Bibliotheksdirektor Hans Müller im Jahr 1916 verbunden.

BibX6FY: Herr Müller, gehen wir in medias res: Wie hoch ist denn der Anteil an Bibliotheksdirektorinnen in Ihrer Zeit?
Müller (lacht): Direktorinnen? So weit wollen wir doch nicht gehen. Es gibt in den Bibliotheken aber eine Fülle von Arbeit, für die das weibliche Personal sich gut eignet: bei den Zugangsverzeichnissen, im Signierdienst, in der Ausgabe, beim Kollationieren antiquarischer Erwerbungen, beim Verzetteln etwa deutscher, englischer Schriften, überall ist es unter einigermaßen verständiger Leitung gut verwendbar.
B1126FY: Ich verstehe nicht ganz — Sie unterscheiden bei der Postenvergabe nach Geschlecht?
Müller: Natürlich! Was denken Sie denn? Ich möchte besonders die Verwendbarkeit da Frauen für den mittleren Dienst hervorheben und zugleich betonen, dass Damen auch in pekuniärer Beziehung viel leichter zufrieden gestellt werden können als männliche Arbeitskräfte; desgleichen sind ihre Kenntnisse auf dem Gebiete der modernen Sprachen und Literatur wie auch ihr Taktgefühl im Verkehr mit dem Publikum ein nicht geringer Vorzug. Gerade für den Dienst an den kleineren Bibliotheken mit beschränkter Selbstständiglceit sind in erster Linie Frauen berufen, die ihre Lebensarbeit ausschließlich dem bibliothekarischen Berufe widmen und nicht allzu hohe Gehaltsansprüche stellen.
BibX6FY: Und die Frauen des 20. Jahrhun-derts beschweren sich nicht über diese Ungleichbehandlung?
Müller: Wenn Sie so fragen — die armen Damen klagen Stein und Bein über die jämmerliche Besoldung.
BibX6FY: Sie lobten den Umgang mit den Benutzerinnen und Benutzern...
Müller: Der Verkehr mit den entleihenden Studenten ist entfernt von etwa zu vermutenden Auswüchsen galanter Art. BibX6FY: Herr Direldor, herzlichen Dank für diese Einblicke in die Vergangenheit, die uns nachdenklich zurücklassen.

Anmerkung: Die Antworten basieren auf Zitaten verschiedener Autoren aus der deutschen Bibliothekszeitschrift "Centralblatt für Bibliothekswesen" um 1900.