Friday, December 29, 2017

Der Mann ohne Eigenschaften in der Lienzer Stadtbibliothek

Der Künstler Julius Deutschbauer im Gespräch mit Manfred Rebhandl anlässlich "20 Jahre Bibliothek der ungelesenen Bücher":

STANDARD: Wie sieht's bei Ihnen selbst aus mit Lesen?

Deutschbauer: Den Mann ohne Eigenschaften habe ich gründlich gelesen, als Jugendlicher mit 18 Jahren, und es hat mich überraschenderweise reingezogen. Damals war ich noch Discobesucher in Lienz in Osttirol, habe aber selten getanzt, ich war so ein untalentierter junger Mann in der Alpendiele und hatte immer den Mann ohne Eigenschaften unterm Arm, 1980 war das. Es war die erste Ausgabe aus den 1950er-Jahren, ein senfgelber Band in Leinen, den musste ich immer in der Lienzer Stadtbibliothek ausleihen. Alle drei Monate bekam ich einen Brief vom Stadtbibliothekar und musste das Buch für einen Monat zurückgeben und dort ruhen lassen, anschließend konnte ich es wieder ausborgen. Nach drei Jahren habe ich mir mal das Verzeichnis geben lassen, und es war tatsächlich nur ich, der das Buch ausgeliehen hatte. Ungefähr 20-mal.

Quelle: Manfred Rebhandl: "20 Jahre Bibliothek der ungelesenen Bücher: 'Alles vortrefflich!'". Interview mit Julius Deutschbauer. In: Der Standard, 25. Dezember 2017.

Friday, December 22, 2017

Die Bibliothek vor 300, 200, 100 Jahren. Kolumne 3/2017: Leihbüchereien

"Der Leseverein in Aspang empfiehlt den P.T. Sommergästen die reichhaltige Bibliothek (2.000 Bände) zur Benützung. Gebühr per Saison K 3,-. Bibliotheksstunden jeden Montag von 2 bis 3 Uhr nachmittags". Dieser Text stammt aus einem Inserat in Eduard Nemeczeks "Führer und Chronik von Aspang mit Berücksichtigung des Wechselgebietes und der Buckligen Welt" (1912). Waren das noch Zeiten, als in Veröffentlichungen der Tourismuswirtschaft mit dem Vorhandensein einer Leihbücherei geworben wurde!

Apropos Leihbücherei – darunter versteht man nicht eine öffentliche Bibliothek im heutigen Sinne, sondern eine kommerzielle Einrichtung, in der Bücher gegen Gebühr verliehen wurden. Die Leihbibliotheken waren häufig an Buchhandlungen angeschlossen, wurden von verschiedenen gesellschaftlichen Schichten zur kostengünstigen Literaturversorgung genutzt und bestanden vom 18. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Die noch heute bestehenden Lesezirkel und Romantauschbörsen haben hier ihre Wurzeln.

Bildquelle: Inserat "Die grosse öffentliche Leih-Bibliothek von P. Rockenstein", Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger 1864, S. XXXI, www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/pageview/25908

Wie gestalteten diese Leihbüchereien ihre Öffentlichkeitsarbeit? Inserate standen an erster Stelle – in Reiseführern ebenso wie in Branchenblättern, in Tageszeitungen und Adressbüchern. Im Wiener Adressbuch "Lehmann" aus dem Jahr 1864 macht zum Beispiel "die grosse öffentliche Leih-Bibliothek von P. Rockenstein" mit 120.000 Bänden auf sich aufmerksam: "Alle Werke sind in den besten und schönsten Ausgaben vorhanden." Carl Armbruster gab 1811 in der "Wiener Zeitung" das Versprechen ab: "Meyn unausgesetztes Bestreben wird seyn, den Beyfall und die Zufriedenheit Aller zu verdienen, welche mein Institut zu ihrer Bildung oder zur Erholung benützen wollen."

Außerdem wurde mit gedruckten Katalogen geworben. Im "Verzeichniß der Bücher, welche bey Johann Georg Binz Buchhändler, auf dem Stephansfreydhof nächst dem Zwetlhof ausgeliehen werden" (1790) beispielsweise wird nicht nur der Bestand aufgelistet, sondern auch erläutert, wie eine Leihbücherei funktioniert:

Beim Empfang des ersten Buchs werden gegen einem gedrukten Schein 2 Gulden eingesetzt: wer aber zwey oder mehrere Bücher zugleich nihmt, setzt doppelt so viel ein. Für ein jedes Buch wird täglich ein Kreuzer bezahlt, welches geschieht, wenn ein Monath verflossen, oder aber auch alsdenn, wenn man vorhero zu lesen aufhört. Auf einen Tag werden keine Bücher ausgeliehen, wohl aber wenigstens auf 10 Täge. Wenn man zu Lesen aufhört, wird das eingelegte Geld gegen zurückgab des Buchs und Einlieferung des ausgestelten gedrukten Scheins zurückgegeben.


Kolumne erschienen in: Büchereiperspektiven 3/2017, S. 29 (gesamte Ausgabe als ePaper und als PDF)

Thursday, December 21, 2017

Zuviele Bücher - wer, ich?

Tuesday, December 19, 2017

Neuerscheinung: Bibliotheken in der Kriminalliteratur

Wieso hab ich das nicht geschrieben? Das frage ich mich bei einigen Büchern, u.a. bei der Neuerscheinung "Morde und andere Geheimnisse in der Bibliothek" ;-) Verlagsbeschreibung: "Verstaubt, veraltet, tot: Um das Image der realen Bibliothek steht es nicht zum Besten. [Hamma's mal wieder angebracht, das Klischee. Anm.] Anders in der Literatur: Hier wird die Bibliothek Schatzkammer, Mysterium und Heiligtum. Sie fasziniert und erschreckt, sie belebt und vernichtet – mitunter sich selbst. In literarischen Bibliotheken scheint ein Kriminalfall nie fern – und wer einen Blick in die Kriminalliteratur wirft, stößt ständig auf Bibliotheken. Von Poe und Doyle über Innes und Christie: Im Krimi ist der Bibliothekstopos seit den Anfängen des Genres beständig präsent, ohne je explizit erörtert zu werden. Namhafte Autoren haben den Topos weiterbelebt, darunter Hill, Padura und natürlich Eco. Höchste Zeit, diese notorisch unauffälligen partners in crime genauer zu untersuchen."
Lydia Schultchen-Holl: Morde und andere Geheimnisse in der Bibliothek. Über Buch-Räume in der Kriminalliteratur. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2017. Auf literaturkritik.de entdeckt.

Monday, December 04, 2017

BBB news. Neue Einträge in der Bibliographie Berufsbild Bibliothekar_in

Rachel Franks: "'There's a dead body in my library': crime fiction texts and the history of libraries". In: The Australian Library Journal 64 (2015) 4, S. 288-300

Ashanti White: Not Your Ordinary Librarian. Debunking the Popular Perceptions of Librarians. Chandos 2012

Zvjezdana Dukic: "Choice of career in library and information science and past work experience". In: Journal of Librarianship and Information Science, 23. November 2017

Liat Klain-Gabbay / Snunith Shoham: "How is the Role of Academic Library Workers Perceived by both Faculty Members and Library Workers?". In: Libri. International Journal of Libraries and Information Studies, 14. November 2017

Alexandre Ribas Semeler / Adilson Luiz Pinto / Helen Beatriz Frota Rozados: "Data science in data librarianship: Core competencies of a data librarian". In: Journal of Librarianship and Information Science, 26. November 2017

Rachel D. Williams / Rebekah Willett: "Makerspaces and boundary work: the role of librarians as educators in public library makerspaces". In: Journal of Librarianship and Information Science, 23. November 2017

Thyra Kaye Russell: "Job Sharing: Is It in Your Future?". Paper presented at the Association of College and Research Libraries (ACRL) Session of the Annual Meeting of the Illinois Library Association (May 11-13, 1988).


Die gesamte Sammlung an berufsbildrelevanten Literaturnachweisen ist auf library-mistress.net/berufsbild/ zu finden.

Sunday, December 03, 2017

Arte und die Musiker mit A

Ich schaue sehr selten Arte. Ich würde zwar jederzeit eine Petition zum Erhalt des deutsch-französischen Kultursenders unterschreiben, aber in meinem Fernsehalltag spielt er doch eine untergeordnete Rolle. Umso interessanter ist, dass ich in den letzten Monaten zwei Mal beim Zappen hängengeblieben bin. Beide Male waren es Musiksendungen, beide Male israelische Musiker, deren Vor- und Nachnamen mit A beginnen, beide Male habe ich mir nach wenigen Minuten CDs bestellt :-)

Am Freitag war es der 1980 in Jerusalem geborene Singer-Songwriter Asaf Avidan. Die Sendung "Asaf Avidan ARTE Sessions@Château d'Hérouville" kann bis zum 1. März 2018 auf arte.tv nachgeschaut werden. Château d'Hérouville ist ein französisches Schloss aus dem 18. Jahrhundert, das von Michel Magne zu einem Tonstudio mit besonderem Flair umgebaut wurde, wo die MusikerInnen residieren und sich vom Umfeld inspirieren lassen konnten. Hier zwei der Lieder von Asaf Avidan, die mich besonders gefangen genommen haben:

Vom 1978 in Be'er Scheva geborenen Mandolinist Avi Avital habe ich mir gleich eine Bach- und eine Vivaldi-CD gekauft. Zu sehen war damals eine Aufnahme der Vivaldi-"Jahreszeiten" in Versailles.

Also, Arte ist wirklich spitze!

Neuerwerbungen am Flohmarkt

In Wiener Neustadt findet derzeit ein großer Flohmarkt der Stadtbücherei und der FH-Bibliothek statt, bei dem ich zwei Mal war und eifrig eingekauft habe. Ich werde nächste Woche noch einmal vorbeischauen, es kommt immer etwas Neues zum Vorschein. Meine Neuerwerbungen in Kürze:

Es sind auch einige Sachbücher und belletristische Werke rund um das Thema Wald und Jagd dabei :-)
  • Lebensraum Wald in Südtirol. Ein vielfältiges Ökosystem / Peter Ortner
  • Vor und nach der Jägerprüfung / Herbert Krebs
  • Auf frischer Fährte / Rudolf Schwarz
  • Economics of Knowledge / Dominique Foray
  • Der Anfang von Himmel und Erde hat keinen Namen. Eine Selbsterschaffung in sieben Tagen / Heinz von Foerster
  • Klarheit, Ordnung, Stille. Was wir vom Leben im Kloster lernen können / Anselm Grün und Petra Altmann
  • Das große Jagen / Ludwig Ganghofer
  • Cartography: Visualization of Geospatial Data: Visualization of Spatial Data / Menno-Jan Kraak
  • Bartls Abenteuer: Roman / Marlen Haushofer
  • Faust-Museum Knittlingen / Günther Mahal
  • Die Johannis Freimaurerei: Versuch einer Einführung / Bernhard Scheichelbauer
  • Mathematik für Sonntagmorgen. 50 Geschichten aus Mathematik und Wissenschaft / George G. Szpiro
  • Von Hirschen, Hahnen und Böcken im Gebirg / Lothar von Drasenovich
  • Die Försterbuben. Ein Roman aus den steirischen Alpen / Peter Rosegger
  • Jägerbrauch. Jagdliches Brauchtum, Jagdsignale, Jägerlieder / Engelbert Hager
  • Nachtquartier. Roman / Alexander Heimann
  • Gastgeben. 101 kreative Ideen. Das perfekte Dinner / Eva Neisser
  • Wia Dgrisdbamzuggaln in Süwwababia - Gedichte im Dialekt des Wiener Raumes / Albert Janetschek
  • Richtiges Erkennen von Wildschäden am Wald. Eine Arbeitsbroschüre der Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände / Fritz Reimoser und Susanne Reimoser
  • Die Greifvögel - ihre Biologie und Ökologie / Leslie Brown
  • Je höher der Absatz... : Köpfs heiteres Wirtschaftslexikon / Steffen E. Köpf
  • Meine Städte. Ein Reisetagebuch / Julien Green
  • Tee in aller Welt / Susanne Bodensteiner
  • TransSib. Das Reisesachbuch für individuelles Reisen und Entdecken / Doris Knop
  • Nordseeküste Niedersachsens. Urlaubshandbuch / Roland Hanewald
  • Ameisen beobachten, bestimmen / Bernhard Seifert
  • Theater von unten. Von Artmann bis Unger und von der Drachengasse bis zum Tschauner. WIener Klein- und Mittelbühnen und ihre Autoren / Rainer Darin und Günter Seidl