Tuesday, April 19, 2022

UC Santa Barbara: Keyword Cultures

Gerade auf Twitter entdeckt: Leila Stegemoeller bietet bei den Summer Sessions der UC Santa Barbara einen Kurs zum Thema "Keyword Cultures" an. Ich kann daran ja nicht teilnehmen, aber ich finde den Blickwinkel sehr spannend:
"There is a popular joke among digital marketers – that the best place to hide a dead body is on page two of Google. One of the many techniques Search Engine Optimization (SEO) experts employ to save their own pages from obscurity is keyword strategy: determining what search terms or phrases to associate with their brand, and adjusting pages or purchasing Google ads accordingly. On platforms like Twitter, Facebook, TikTok, and Instagram, keyword search and hashtags function similarly for advertisers, companies, and individuals. Whenever we google something, organize files, or search through a book's index, we are using keywords. In disciplines like literary study, when we follow the repetition of a term through a work to unlock a hidden meaning, we are treating it as a keyword. And following cultural critic and literature professor Raymond Williams, when we refer to "democracy," or "the media" at all, we are employing a socially complex keyword. This course teaches students to think of the keyword in several ways: first, as a cornerstone of traditional literary or rhetorical analysis; second, as a central concept in digital humanities methods for analyzing texts; and finally, as a cultural unit that shapes our thinking in search engines, on social media, and in our larger social world."

Vielleicht könnten wir Frau Stegemoeller einmal für einen Gastvortrag gewinnen...

Tuesday, April 12, 2022

Einladung zum Online-Workshop "Geschlechtergerechte Sacherschließung" am 11. Mai 2022

Im Jahr 2012 habe ich den Beitrag "Österreich: Der Gender-Marsch durch die Institutionen für die Interessengruppe Wissenschaftliche BibliothekarInnen Schweiz geschrieben. Darin heißt es "Wir planen einen Workshop zum Thema Sacherschließung". Zum Zehn-Jahres-Jubiläum dieser Absichtserklärung ist es nun endlich soweit - dank des Nachdrucks und Engagements meiner lieben Kolleginnen von der "Neigungsgruppe Sacherschließung" Susanne Blumesberger, Andrea Gruber & Evelyne Luef. Hier also - endlich! - die Einladung.

Der Online-Workshop "Geschlechtergerechte Sacherschließung" wird durchgeführt im Rahmen von "30 Jahre frida" in Kooperation mit der Kommission für Genderfragen der Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB).

Zeit und Ort: 11. Mai 2022, 10.00-17.00 Uhr, virtuell

Ausrichtung des Workshops

Gemeinsames Anliegen aller fridas war und ist es, feministisches/frauen*bezogenes Wissen zu sammeln, zu bewahren und so aufzubereiten, dass es der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und für verschiedene Fragestellungen abgerufen werden kann. Im Bibliothekswesen dafür entwickelte Werkzeuge wie etwa kontrollierte Vokabulare wie die GND oder die von der Library of Congress in Washington gepflegten "Subject Headings" (LCSH), verschiedene Klassifikationen, Systematiken und (Fach-)Thesauri leisten unschätzbare Dienste bei der Erschließung und somit der Wiederauffindbarkeit von Informationen sowie der Vernetzung unterschiedlicher Ressourcen.

Aus einer feministischen bzw. frauen*bezogenen Perspektive sind diese verdienstvollen Werkzeuge allerdings auch kritisch zu hinterfragen, da sie gesellschaftliche Macht- und Ungleichverhältnisse widerspiegeln und festigen. Feministische Bibliothekar*innen benennen seit Ende der 1970er Jahre die androzentristische und sexistische Prägung konventioneller Normdateien, Klassifikationen, Thesauri etc. Fehlende Begriffe, diskriminierende Bezeichnungen oder Nicht-Nennungen generieren sprachliche Ausschlüsse, Geschlechterstereotypisierungen und Diskriminierungen – die zudem intersektional sind und sich in wirkmächtiger Verschränkung der Kategorien Geschlecht, Rassismus und Ableismus manifestieren. Und sie tragen dazu bei, dass diese – etwa durch die Recherchefunktion "Relevanz" – fortgeschrieben werden.

Im Online-Workshop zu geschlechtergerechter Sacherschließung stellen wir die Frage, was eine feministische Perspektive dem entgegenhalten kann. Wie können Grundlagen einer feministischen und geschlechtergerechten Sacherschließung aussehen? Was können feministische Fach-Thesauri oder geschlechtergerechte kontrollierte Vokabulare diesbezüglich leisten? Und (wie) können sie für Änderungen in konventionellen Dokumentationssprachen, universalen Normdateien und Klassifikationen genutzt werden?

Informationen zur Teilnahme und Anmeldung

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Mitgliedschaft bei frida oder der VÖB ist nicht Bedingung. Die Workshop-Sprache ist Deutsch. Der Workshop findet online über Zoom statt. Eine Registrierung bis 10. Mai 2022 ist erforderlich.

Programmüberblick

Vormittag 10:00-13:00 Uhr: Begrüßung | Keynote | Inputs | Diskussion
10:00-10:15 Uhr: Begrüßung (Susanne Blumesberger & Evelyne Luef für das Organisationsteam, Grußworte von frida-Obfrau Li Gerhalter)
10:15-11:00 Uhr: Keynote Karin Aleksander (ehem. Leiterin der Genderbibliothek des ZtG der HU Berlin): Was ist und zu welchem Ende brauchen wir eine geschlechtersensible Beschlagwortung?
kurze Pause
11:10-11:55 Uhr: Inputs zu je 15 Minuten
  • Rainer Steltzer (UB Innsbruck): G(e)ND(er) Trouble? Aspekte von Gender in der Gemeinsamen Normdatei
  • Andrea Gruber (Ariadne an der ÖNB): Feministische Wortschätze: Bedeutung und Potentiale
  • Monika Bargmann (Kommission für Genderfragen der VÖB): Lernen über Gender. Geschlechtergerechtigkeit und Feminismus in der bibliothekarischen Ausbildung
kurze Pause
12:10-13:00 Uhr: gemeinsame Diskussion und Bildung der Gruppen für den Nachmittag
13:00-14:00 Uhr: Mittagspause

Nachmittag: 14.00-17.00 Uhr: Arbeits- und Diskussionsgruppen | Schlussdiskussion und Ausblick
14:00-15:30 Uhr: Diskussionen in drei Gruppen (Pausengestaltung nach Wünschen der jeweiligen Gruppe)
15:30-16:00 Uhr: Kurzberichte der Gruppen
16:00-17:00 Uhr: gemeinsame Schlussdiskussion und Ausblick

Abstracts

Karin Aleksander: Was ist und zu welchem Ende brauchen wir eine geschlechtersensible Beschlagwortung?

Die Frage, warum geschlechtersensible/-gerechte Beschlagwortung notwendig ist, behandle ich mit bibliotheks- und sprachwissenschaftlichen Aspekten, eingeordnet in historische und philosophische Überlegungen. Dafür stelle ich Erreichtes und Rückschritte als einen Zusammenhang dar, wobei auch Offenes für die Zukunft problematisiert wird.

Kontakt: Dr.in Karin Aleksander, Mitglied der Fachkommission im Digitalen Deutschen Frauenarchiv und in i.d.a.; Leiterin der Genderbibliothek am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität zu Berlin (1990-2019), karin.aleksander@hu-berlin.de

Rainer Steltzer: G(e)ND(er) Trouble? Aspekte von Gender in der Gemeinsamen Normdatei

Die Gemeinsame Normdatei (GND) wird von Bibliotheken im gesamten deutschen Sprachraum zur verbalen inhaltlichen Erschließung von Ressourcen genutzt. Der Vortrag soll einen kurzen Überblick über die Repräsentation von Gender in der GND selbst und in den Regeln für die Schlagwortkatalogisierung (RSWK) bieten.

Kontakt: Dr. Rainer Steltzer MSc., Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, VÖB-Kommission für Sacherschließung, rainer.steltzer@uibk.ac.at

Moderation des Workshops am Nachmittag: MMag.a Dr.in Evelyne Luef, Wienbibliothek im Rathaus, , frida – Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich, evelyne.luef@wien.gv.at

Andrea Gruber: Feministische Wortschätze: Bedeutung und Potentiale

Feministische Vokabulare sind grundlegende Werkzeuge der Sacherschließung in frauen*- und genderspezifischen Bibliotheken, Archiven und Dokumentationsstellen. Der Input widmet sich feministischen Thesauri und Schlagwortlisten, die diese seit Ende der 1970ern entwickeln. Skizziert werden Potentiale ihrer Vernetzung und Weiterentwicklung sowie ihrer Interaktion mit allgemeinen Normdaten wie der GND vor dem Hintergrund von Linked Open Data und Semantic Web.
Der Workshop am Nachmittag bietet die Möglichkeit zu Vertiefung und Austausch sowie zur Diskussion kooperativer Strategien; Marius Zierold (Deutsches Digitales Frauenarchiv) gibt hierzu spannende Einblicke in konkrete Projekte.

Kontakt: Mag.a Andrea Gruber MSc, Österreichische Nationalbibliothek, Ariadne – frauen*-/genderspezifische Information und Dokumentation, frida – Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich, andrea.gruber@onb.ac.at

Monika Bargmann: Lernen über Gender. Geschlechtergerechtigkeit und Feminismus in der bibliothekarischen Ausbildung

Die Beschäftigung mit geschlechterspezifischen Ausschlussmechanismen hat einen Platz in der bibliothekarischen Berufsethik. Informationsfachleute "opponieren gegen Diskriminierung aufgrund (...) der Genderidentität (...) oder der sexuellen Orientierung", heißt es beispielsweise im Ethik-Kodex der IFLA, der internationalen Föderation der Bibliotheksverbände. Aber wird das auch in der bibliothekarischen Ausbildung berücksichtigt? Der Input am Vormittag wirft Blitzlichter auf Curricula verschiedener Ausbildungsgänge. Am Nachmittag reflektieren wir gemeinsam, wie (und ob) Gender in unseren unterschiedlichen Ausbildungswegen von Lehre bis Hochschulstudium thematisiert wurde - auf dem Gebiet der Inhaltserschließung und darüber hinaus.

Kontakt: Mag.a (FH) Mag.a Monika Bargmann, ZAMG - Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, frida – Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich, Leiterin der Kommission für Genderfragen in der Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB), monika.bargmann@zamg.ac.at

Datenschutzhinweise

Der Workshop findet online über Zoom statt. Ihr Name und Ihre Mailadresse werden ausschließlich zur Abwicklung der Veranstaltung (Bestätigung der Registrierung, notwendige Informationen zum Workshop...) verwendet.

Sie können Zoom über gängige Browser verwenden bzw. einen Desktop-Client oder eine mobile App installieren. Deutschsprachige Informationen über Zoom und die DSGVO finden Sie hier.

Monday, April 04, 2022

Gefängnisbibliotheken in Austria, äh, Australia

Ich habe gerade über den Artikel "Examining the status of prison libraries around the world: A literature review" entdeckt. Da ich vor etlichen Jahren eine Diplomarbeit über "Bibliotheken in österreichischen Justizanstalten" betreut habe, war ich natürlich gespannt, ob diese ausgezeichnete Arbeit von Verena Kern ebenfalls berücksichtigt wird. Und ja, sie wird - hurra! Allerdings unter der Überschrift "Prison libraries in Australia"...
"The literature revealed that prison libraries were acquiring religious books in Australia (Carroll, Hussain et al. Examining the status of prison libraries around the world 7 2013). The purpose of acquiring these types of books for inmates was to refine their moral character and return them to society. Kern (2007) identified that prison libraries in Austria completely followed article 19 of Human Rights and provide services and full access to learning material which enable them to utilize their leisure time positively."

Tja...

Hier die Literaturangabe: Syed Tauseef Hussain, Syeda Hina Batool, Ata ur Rehman, Syeda Kiran Zahra, Khalid Mahmood: "Examining the status of prison libraries around the world: A literature review". In: IFLA Journal, OnlineFirst, 7. März 2022

Identifizierung von Aschebuchfragmenten mit Citizen Science

Aus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek wird in Inetbib über ein spannendes Projekt berichtet:

"Im Oktober ist unsere Plattform zur Identifizierung von Aschebuchfragmenten online gegangen. Die dort zu findenden Digitalisate zeigen Fragmente von Büchern, die nach dem Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek im Jahr 2004 geborgen wurden und deren bibliographische Zugehörigkeit trotz aufwendiger Recherche bislang nicht geklärt werden konnte. In der Regel fehlen bei diesen Fragmenten die Titelseite, das Impressum sowie andere prägnante Merkmale des Drucks, so dass eine eindeutige Zuordnung zu einer Ausgabe, einer konkreten Auflage oder einem Erscheinungsjahr nicht mehr möglich ist. Mitunter sind nur einzelne Illustrationen eines Buches erhalten geblieben. Eine Herausforderung stellen außerdem fremdsprachige Fragmente dar, die nur wenige Blatt umfassen.

In der Vergangenheit konnten wiederholt durch Hinweise aus der (Fach-)Öffentlichkeit einzelne Werke identifiziert werden. Daran wollen wir nun anknüpfen.

Wir möchten Sie auf diesem Wege einladen mitzuforschen und freuen uns auf Ihre Hinweise! Natürlich würden wir uns auch sehr darüber freuen, wenn Sie unser Projekt z.B. über Ihre Social-Media-Kanäle bewerben würden.

Hier finden Sie die noch zu identifizierenden Fragmente: https://haab-digital.klassik-stiftung.de/viewer/Identifizierung_Aschebuchfragmente/. Hier die bereits identifizierten Fragmente: https://haab-digital.klassik-stiftung.de/viewer/Identifizierte_Aschebuchfragmente/".

Herzogin Anna Amalia Bibliothek, 16. August 2008, CC-BY-SA