Ich habe gerade das Buch "34 Tage 33 Nächte" von Andreas Altmann fertiggelesen. Darin beschreibt er einen Fußmarsch von Paris nach Berlin - ohne Geld, ohne Anhalterfahren, ohne Notfallkreditkarte. Er schildert anschaulich, wie das Beschaffen von Geld, Unterkunft, Essen die gesamte Kraft fordert und den gesamten Tag in Anspruch nimmt - auch wenn man als LeserIn weiß und auch wenn der Autor wusste, dass es für ihn nach einem Monat vorbei sein würde, für seine Zimmergenossen im Obdachlosenheim aber nicht, hat mich das Buch zum Nachdenken gebracht. Würde ich einem Sandler einen Schlafplatz anbieten, würde ich einem "Zaungast" Essen und Dusche zur Verfügung stellen? Wie oft hab ich schon "nein" gesagt? Hm.
Mehrmals werden im Buch auch Bücher und Bibliotheken erwähnt: "In der Bibliothèque nationale darf man kostenlos ins Internet. Die so freundlichen Luxemburger" (S. 93). - "Aus dem Radio kommt die beruhigende Nachricht, dass meine Regierung 1,6 Millarden Euro in den nun fertigen Rennsteigtunnel investiert hat. Gestern las ich in einer Zeitung, die aus einem Abfalleimer lugte, dass die Bundesrepublik Deutschland sich außerstande sieht, weiterhin vier indische, sprich indisch bezahlte Bibliothekarsstellen in den vier Goethe-Instituten auf dem Subkontinent zu finanzieren. Man bedenke: Für ein bisschen Gehalt würden sie vor Ort das Hohe Lied der deutschen Sprache singen. Sie singen es jetzt nicht. Wir gratulieren" (S. 188/189). - "Ich erfahre noch einen Nachteil der Armut: die häufige Abwesenheit von Geist. Geld kann unter Umständen dafür sorgen, dass die Wörter denken und leben aufeinander treffen. Via Reisen, via Bücher, via Lernen. Ohne Geld nicht" (S. 123).
Übrigens: Auf der Website von Altmann werden nicht nur "Lobreden" auf seine Bücher, sondern auch "Verrisse" auf dieselben zitiert. Die FAZ hat wohl was gegen seine Bücher ;-) Das finde ich jedenfalls sehr nett und habe ich sonst noch nie auf einer Autorenwebpräsenz gesehen.
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