Sag mir, wie, wieso und welche Bücher Du vernichtest, und ich sag Dir, was Du von Büchern erwartest, welche Funktion, welches Potenzial, welche Effizienz Du ihnen zumutest. Bücher hat man vernichtet seit es sie gab, aber nicht grundsätzlich alle, nicht immer die gleichen Bücher, auch nicht auf die gleiche Weise oder aus den gleichen Motiven. Im Altertum wurden beispielsweise komplette Bestände (privater) Bibliotheken verbrannt, weil diese Macht- und Prestigesymbole waren. Später – in einer Zeitspanne von der Inquisition bis zum Nationalsozialismus – hat man gewöhnlich nur einzelne Bücher vernichtet, meist aus ideologischen Gründen.
Das alles ist Geschichte, wird man sagen, und geht davon aus, dass heute keine Bücher mehr vernichtet werden. Selbst wenn dem so wäre, ist es natürlich kein Argument gegen genaue und differenzierte historische Untersuchungen zu diesem Thema, die sowohl in historischer Perspektive die unterschiedlichsten Formen der Buchzerstörung beleuchten als auch Reflexionen über die (mögliche) Ausgestaltung der Buchzerstörung im 21. Jahrhundert anregen. Insgesamt wissen wir zu wenig über die vielfältigen Dynamiken, Hintergründe und (Dis)Kontinuitäten der Vernichtungspraktiken, die sich sowohl gegen einzelne Buchexemplare als auch gegen ganze Buchsammlungen oder Bibliotheksbestände richten.
Für die dritte Ausgabe (2013) von Kodex. Jahrbuch der Internationalen Buchwissenschaftlichen Gesellschaft (IBG) suchen daher die Herausgeber Beiträge in deutscher und englischer Sprache, die zu einem vertieften Verständnis des Phänomens der Buchzerstörung und Buchvernichtung aus buchwissenschaftlicher, philologischer, medienhistorischer, mediologischer sowie aus soziologischer Perspektive führen. Die Beiträge können folgenden (und weiteren) Fragen nachgehen:
Neben den Beiträgen mit einem Fokus auf die Spannung zwischen der gegenwärtigen Buchproduktion und –destruktion sind auch historische Untersuchungen zur Buchzerstörung willkommen. Diese können als Überblicksdarstellungen oder Einzelfallstudien angelegt werden.
Die Frist für die Einreichung der Abstracts (max. 500 Wörter) zu den geplanten Beiträgen ist am 1. September 2012. Die Frist für die Abgabe der fertigen Beiträge (mit einer deutschen und einer englischen Zusammenfassung, mit einem Gesamtumfang von 40.000 bis 50.000 Zeichen) ist am 1. März 2013. Ein Stylesheet mit Vorgaben für die endgültige Manuskriptgestaltung wird von der Redaktion zur Verfügung gestellt. Die Publikation des Jahrbuchs ist für Herbst/Winter 2013 geplant. Die Abstracts sowie die Beiträge sind per E-Mail an die Redaktion (Dr. Slávka Rude-Porubská, slavka.rude-porubska@lmu.de) zu schicken.
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