wir nehmen die letzte Woche abgeschlossene 45. Sitzung des FWF-Kuratoriums zum Anlass, Ihnen unsere Einschaetzung des Status quo im Bereich der Grundlagenforschung in schriftlicher Form zu uebermitteln. Wir weisen auf eine Entwicklung hin, die fuer die Forschungsdynamik Oesterreichs eine grosse Chance darstellt, wenn die Politik richtig und adaequat darauf reagiert. Der FWF als zentrale Institution zur Foerderung der Grundlagenforschung in der Republik Oesterreich spiegelt diese im vorliegenden Schreiben skizzierte Entwicklung in besonders klarer Form wider.
Wir registrieren erfreulicherweise sowohl ein kontinuierliches Wachstum des Antragsvolumens (im Ausmass von ca. 10 Prozent pro Jahr) als auch eine stetige Verbesserung der Qualitaet jener Antraege, die beim FWF eingereicht werden. Wir sehen die hohe wissenschaftliche Qualitaet in diesem Land und interpretieren diese Entwicklung als Zeichen dafuer, dass sich Oesterreich als guter Standort wissenschaftlicher Forschung in Europa positionieren konnte. Die Erfolge beim European Research Council seien - pars pro toto - als Beleg dafuer genannt.
Der Wissenschaftsfonds ermoeglicht mit seinen Programmen jungen Menschen durch die fruehe Einbindung in heimische Top-Forschung den Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere. Gegenwaertig finanziert der FWF die Gehaelter von rund 3.800 vor allem jungen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, die massgeblich dazu beitragen, dass Oesterreich zunehmend wieder als Land exzellenter Wissenschaft wahrgenommen wird. Das zaehlt zu den wichtigsten Faktoren zur Staerkung des Standortes Oesterreich. Wir sehen gegenwaertig auch, dass diejenigen FWF-Programme, die jungen, hoch motivierten Forscherinnen und Forschern die Moeglichkeit eroeffnen, aus dem Ausland zu uns zu kommen, staerker nachgefragt werden, als jemals zuvor. Das ist eine enorme Chance fuer unser Land.
Gleichzeitig muessen wir feststellen, dass unser Ringen um und unsere Sorgfalt fuer moeglichst gute Foerderungsentscheidungen zunehmend durch die finanziellen Rahmenbedingungen des FWF beeintraechtigt werden. Mit der begruessenswerten Expansion des wissenschaftlichen Potenzials des Landes droht die wichtigste Foerderungsinstitution - der Wissenschaftsfonds - nicht mehr Schritt halten zu koennen.
Wir sehen mit wachsender Besorgnis, dass Oesterreich vor allem in Relation zu den wichtigsten Referenzlaendern in direkter Nachbarschaft sowie im nordischen Raum sein wissenschaftliches Potenzial weder voll ausschoepfen noch weiter entwickeln kann, weil dem FWF zunehmend die finanziellen Mittel fehlen, um alle ausgezeichnet beurteilten Projekte zu foerdern, geschweige denn durch neue Initiativen zusaetzliche Impulse fuer den Wissenschaftsstandort zu setzen.
Der Wissenschaftsfonds kann nur dann seine volle Wirkung fuer unsere Gesellschaft entfalten, wenn ihm das durch die Politik ermoeglicht wird. Die FTI-Strategie der oesterreichischen Bundesregierung hat ein klares Zeichen gesetzt und definiert konkrete Massnahmen, fuer die Sie unsere volle Unterstuetzung haben. Fuer den FWF heisst das, dass sich sein Budget bis 2020 mehr als verdoppeln muss, um die Erreichung der politisch mit Weitblick gesetzten Ziele der Forschungsstrategie sicherzustellen. Grundlagenforschung erfuellt nachweislich einen enorm wichtigen Zweck, um Staaten zukunftsfit zu halten, und leistet einen unverzichtbaren Beitrag fuer eine prosperierende Entwicklung jeder Gesellschaft, die auf Wissen und Innovation setzt. International wettbewerbsfaehige Grundlagenforschung ist die Basis jedes funktionierenden Innovationssystems.
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Vizekanzler, sehr geehrter Herr Wissenschafts- und Forschungsminister, Sie haben in den letzten Wochen wiederholt das politische Ziel einer signifikanten Staerkung der Forschung in unserem Land angesprochen. Der Wissenschaftsfonds ist ein Instrument dafuer, auf dessen Funktionieren Sie in der Erreichung dieses Zieles uneingeschraenkt vertrauen koennen. Wir bitten Sie heute eindringlich, Ihre Gestaltungsmoeglichkeiten voll auszuschoepfen und Ihren Beitrag zu leisten, um den forschungspolitischen Absichten konkrete finanzielle Taten folgen zu lassen. Die Grundlagenforschung dieses Landes braucht einen massiv und nachhaltig gestaerkten FWF - eine Staerkung, die unverzueglich begonnen werden muss, um die Zukunftschancen unseres Landes kontinuierlich zu verbessern.
Die Mitglieder des FWF-Kuratoriums. Wien, den 8. Oktober 2013. Quelle: OTS.
No comments:
Post a Comment