Saturday, June 07, 2014

Die grandiosen Ein-Stern-Rezensionen bei Amazon

Ich lese mir gerade - mit einer Mischung aus Amüsement und Verzweiflung über die Menschheit - Ein-Stern-Rezensionen zu verschiedensten Büchern, die recht unbestritten zum Kanon der deutschsprachigen Literatur gehören, auf Amazon durch. Bewertungen dieser Art findet man vor allem bei den Kindle-Editionen - da dürften sich viele davon zum Download verleiten lassen, dass die "Klassiker" ja meistens schon gratis sind, und dann etwas überrascht sein ;-) Ob die Sichtweisen vielleicht nur an der fehlenden Vermittlung liegen?
Um Euch, werte LeserInnen meines Blogs, daran teilhaben zu lassen, zitiere ich einige meiner Favoriten und lasse ich Euch raten, um welche Bücher es sich handelt:

"Im Buch geht es nicht vorwärts, man liest und liest und hofft, dass gleich etwas kommt, schließlich liest man hier ja Anspruchsvolles und Hochgelobtes, doch es kommt nichts. Wenn [Autorname] einzige Intention war, dem Leser die Langwierigkeit und Verworrenheit dieses 'Prozesses' deutlich zu machen, dann ist ihm dies gelungen. Mehr aber auch nicht". (Quelle/Lösung)

"Ich musste das Buch in der Schule Lesen. Das Buch ist eine Katastrophe. Mir tut wirklich jeder Schueler leid der dieses Buch lesen muss und sein Abi darüber schreiben muss. Am besten ist man liest sich eine Übersetzung ins neu Deutsche durch". (Quelle/Lösung)

"Jetzt weiss ich wer die Vorlage war für so schlechte Sendungen wie GZSZ war. Ich habe mich durch jedes Kapitel gequält und war froh als ich durch war. Wird das 1. Buch sein das ich wegwerfe". (Quelle/Lösung)

"Dass man eine Liebesgeschichte so in die Länge ziehen muss und dann auch noch in dieser alten Sprache mit all diesen Fremdwörtern - Schrecklich!" (Quelle/Lösung)

Alex Proimos: "Head in Hands", Flickr, 14. Dezember 2009, CC BY-NC

"Als erstes moechte ich einmal sagen, dass ich es sehr gut finde, dass solche Klassiker deutscher Literatur kostenlos zur Verfuegung gestellt werden. Wer jedoch dieses Buch freiwillig liest muss schonsehr interssiert sein um nicht aufzugeben. Ich habe dieses Buch als Teil des Deutschunterrichtes am Gymnasium in der zehnten Klasse gelesen und war wirklich froh damit fertig zu sein. Sehr schwierig zu lesen durch die in Briefform verfasste Geschichte, die alte Sprache und die ueberwiegend in Metaphern beschriebenen viel zu vielen Gefuehlen. Kein Lesespass". (Quelle/Lösung)

"Ich frag mich, warum [Autorname] ein berühmter Dichter geworden ist. Die Verse sind absolut grottig, da hätte ich auch irgendetwas zeitgeschichtliches schreiben können. Ich bin wirklich enttäuscht, aber vielleicht habe ich auch einfach nicht verstanden, was [Autorname] in seiner Genialität mir sagen will. Mir liegen andere zeitgenössische Dichter/Schreiber wohl mehr. Ich habe es versucht, komme an [Autorname] aber nicht ran..." (Quelle/Lösung)

"Dieses Buch ist die tödliche Langweile. Ich habe mich durchgequält-ehrlich! Die Geschichte ist langatmig und jedes Hölzchen und Stöckchen wird beschrieben...zudem wird [Name] als fürchterlich naiv dargestellt-so dass man sie irgendwann im Geschichtenverlauf einfach nicht mehr leiden kann". (Quelle/Lösung)

"Die Novelistische Studie [Titel] plätschert ohne Höhepunkt dahin. Die ewig langen Beschreibungen der Umstände und Umgebungen lassen dieses Buch mehr und mehr langweilig erscheinen. (...) Das Buch kann an jeder Stelle der Erzählung zur Seite gelegt werden, ohne das sich der Leser Gedanken über den Fortgang machen würde. Spannend sind lediglich die letzten beiden Seiten. Einer Waschmaschine beim waschen zu zuschauen ist interessanter als dieses Buch!!". (Quelle/Lösung)

"Der umständliche Schreibstil, der schwulstige, nicht wirklich gelungene Versuch Spannung aufzubauen, entspricht in gar keiner Weise meinem Geschmack. Dann lieber moderner". (Quelle/Lösung)

"Ungeachtet der Lobeshymnen von Literaturhistorikern ist dies leider das langweiligste und belangloseste Buch, das ich seit langem gelesen habe: Mittels unzähliger, chronologisch ungeordneter (!) Fragmente schildert [Name der Figur] seine ersten Eindrücke vom harten Leben im Paris der Armen, driftet in Kindheitserinnerungen beklemmender Art ab und huldigt diversen historischen Persönlichkeiten, ohne deren Identität explizit klarzustellen". (Quelle/Lösung)

"[Autorname] stellt sich in diesem Buch als unglaubwürdiger Romantiker dar, mehr noch als schwülstiger Kitschliebhaber und Kitschverbreiter. Doch selbst der Kitsch erscheint nicht authentisch, denn der Autor bemüht sich um eine gezwungen antiquiert wirkende Sprache, die selbst zur Zeit als das Werk entstand grauenhaft geklungen haben muss. Weder die verdeckte bzw. offene Homoerotik, noch die Liebesabenteuer des [Name der Figur], auch seine Entwicklung und seine sonstigen Abenteuer können selbst den naiven Leser glauben machen, für solche Romanfiguren gäbe es Vorbilder im richtigen Leben. Kopfgeburten, ausschließlich Geschöpfe der Fantasie [Autorname]. Keine Rosamunde Pilcher, keine Inga Lindström würde derart tief in den Topf mit Schmalz, Rührung und Klischees greifen. Eine Schande für die deutschsprachige Literatur. Liebe Leser, lest dieses Machwerk nur, wenn Euch nicht leid um einige Stunden Eurer Lebenszeit ist". (Quelle/Lösung)

3 comments:

  1. Das ist einfach herrlich, ich schäme mich ein bisschen fremd und habe gerade Tränen in den Augen :-).

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  2. Andy Miller schrieb übrigens gestern im Guardian: "Books such as Middlemarch or Moby-Dick were never intended to be snapped up or whizzed through, or to be subject to one-star reviews on Amazon where that commendation has only been grudgingly awarded because 'the book arrived well packed'" ;-) (http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/jun/08/art-reading-pleasures-content-books)

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  3. "Dieses Buch ist die tödliche Langweile." - zumindest diesem Urteil kann ich durchaus zustimmen. Ich habe mich selten mehr gelangweilt bei einer Lektüre als hier.

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