Ich habe gerade eine Rezension aus dem Jahr 2011 wiedergefunden und stelle sie hier ins Blog - das Buch ist auch fünf Jahre später immer noch lesenswert :-)
"The omnivore's dilemma" (Das Allesfresser-Dilemma) von Michael Pollan ist sicher eines der augenöffnendsten Bücher, die ich seit langem gelesen habe, und das, obwohl er etwas ganz Einfaches beschreibt, nämlich vier Mahlzeiten. Aber er lässt es sich nicht einfach schmecken, sondern macht sich auf, herauszufinden, wo das Essen auf seinem Teller eigentlich herkommt. Die erste Mahlzeit ist ein industriell gefertigtes Fast-Food-Menü. Die Lebensmittel für Essen Nummer 2 und 3 stammen aus biologischer Landwirtschaft – einmal aus dem Biosupermarkt und einmal direkt von kleineren Bauernhöfen. Für Mahlzeit Nummer 4 verwendet Pollan nur Zutaten, die er höchstpersönlich erlegt, gesammelt oder angebaut hat.
Beeindruckend plastisch und lebendig wird der Zusammenhang gezeigt von Agrarpolitik, industrieller Tierhaltung, industriellen "Lebens"-Mitteln, Bodenausbeutung und dem Erdöl, das wir alle – indirekt und zum Großteil wohl unbewusst – für unsere tägliche Nahrung verbrauchen. Pollan gelingt es dabei, die Leserinnen und Leser auf seine Erkenntnisreise mitzunehmen, ohne sie dabei mit dem erhobenen Zeigefinger zu belehren. Und – es ist nicht zuletzt einfach spannend geschrieben.
Ein Satz, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist: "'You are what you eat' is a truism hard to argue with, and yet it is, as a visit to a feedlot suggests, incomplete, for you are also what what you eat eats, too" – "Die Binsenweisheit 'Du bist, was Du isst' trifft es nicht ganz, denn Du bist auch, was das, was Du isst, isst" (S. 86).
Michael Pollan: The omnivore's dilemma. A natural history of four meals. Penguin 2007 (in deutscher Übersetzung unter dem Titel "Das Omnivoren-Dilemma. Wie sich die Industrie der Lebensmittel bemächtigte und warum Essen so kompliziert wurde", Goldmann 2011)