Monday, January 26, 2015

Von Bücherfeen und Bibliotheksvampiren, Kolumne 4/2013

In "unendliche Weiten" begeben wir uns in dieser Ausgabe. Bibliotheken tauchen in Science-Fiction-Filmen unter anderem als Bedrohung für die Mächtigen, als Gedächtnis verschwundener Kulturen und als Übergang zwischen Wirklichkeit und Fiktion auf. Technische Entwicklungen wie Suchmaschinen und Computernetze werden vorweggenommen. BibliothekarInnen treten als Roboter, als Klone, als Hologramme auf, die sich allerdings zum Großteil gewisse Klischees aus der Gegenwart über die Jahrhunderte bewahren. Bleibt die Frage, welche der futuristischen Datenspeicher wir wirklich noch "Bibliothek" nennen können.

Nehmen wir zwei der langlebigsten und erfolgreichsten Science-Fiction-Welten überhaupt – "Star Wars" und "Star Trek" – als Beispiele. 2002 kam der Film "Angriff der Klonkrieger" in die Kinos. In der inhaltlich zweiten, als fünfte gedrehten Episode der "Star Wars"-Saga wird die Bibliothek als (vermeintlich) universeller Speicher dargestellt. Der Jedi-Meister Obi Wan Kenobi sucht nach einem Planetensystem, das sich im Katalog als unauffindbar erweist. Als er Zweifel an der Vollständigkeit der Archive anmeldet, wird er von der leitenden Bibliothekarin Jocasta Nu belehrt: "If an item doesn't appear in our records, it does not exist!" – "Wenn etwas nicht in unseren Akten steht, existiert es nicht!" Später wird Nu allerdings zugeben müssen, dass die Welt doch einiges beinhaltet, was in ihrer Sammlung nicht vorkommt.

In der sechs Serien mit 726 Episoden und zwölf Kinofilme umfassenden "Star Trek"-Welt spielen Lesen, Bücher und Bibliotheken immer wieder eine Rolle. Noch im 24. Jahrhundert nennt Captain Jean-Luc Picard "richtige" Bücher sein eigen, auch wenn zu dieser Zeit im Alltag auf sogenannten "PADDs" gelesen wird, die mit unseren Tablets oder E-Book-Lesegeräten vergleichbar sind. In der 1969 gedrehten Folge "Portal in die Vergangenheit" landet die Raumschiffbesatzung auf einem entvölkerten Planeten, auf dem nur eine einzige Person zurückgeblieben ist: der Bibliothekar Atoz (welch passender Name: A-to-Z). Da der Planet in naher Zukunft durch eine Supernova zerstört werden wird, sind alle BewohnerInnen in die Vergangenheit zurückgereist. Atoz legt dafür Silberscheiben in das sogenannte Atavachron ein, auf denen die gewünschte Epoche gespeichert ist – und die sehen genauso aus wie unsere CDs. Fehlt also nur noch die Zeitmaschine, das Speichermedium hätten wir schon!

Weitere Empfehlungen: Fahrenheit 451 (1966); Zardoz (1974); Rollerball (1975); Logan's Run (1976); Computercide (1982); Die Zeitmaschine (2002). - Dank für einige Filmtipps und Anregungen gebührt Robert Buchschwenter, mit dem ich im Jahr 2009 einen "Lesen auf der Enterprise"-Abend in der Wienbibliothek gestaltete.


Jedi Archives Tour on Disney Video

Hier alle bisher erschienenen Kolumnen zum Nachlesen:

  • Bibliothek als...: 4/2014 (Bibliothek als Treffpunkt, S. 21), 3/2014 (Bibliothek als Arbeitsplatz, S. 59), 2/2014 (Bibliothek als Tatort, S. 61), 1/2014 (Bibliothek als Paradies, S. 63).
  • Film und Fernsehen: 4/2013 (Science Fiction, S. 45), 3/2013 (Krimiserien, S. 53), 2/2013 (Horror, S. 65), 1/2013 (Komödien, S. 59).
  • Belletristik: 4/2012 (Krimis, S. 59), 3/2012 (Comics, S. 57), 2/2012 (Horror, S. 71), 1/2012 (Liebesromane, S. 53).

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