Als ich meinen Noch-KollegInnen in der Bibliothek von meinem Wechsel erzählt habe, klang ein typisches Gespräch so:
- Also, Du arbeitest dort dann in der Bibliothek.
- Nein, in der IT-Abteilung.
- OK, also mehr als Systembibliothekarin.
- Nein, gar nicht in der Bibliothek.
- Haben die etwa keine?
- Oja, eine große mit 85.000 Bänden sogar, aber ich hab damit nichts zu tun.
- Wie jetzt???
Panoramablick von unserer "Dachterrasse" neben meinem Büro - leider weiß ich noch nicht, welche Messgeräte das sind.
Ich höre jetzt häufig "ich wusste gar nicht, dass Du was anderes suchst". Das hab ich auch nicht aktiv, der Job hat mich einfach gefunden. Ich hatte mir zwar schon länger überlegt, dass ich mit 40 gerne etwas anderes machen würde. Da mich die Bundesforste nicht gefragt haben, ob ich ihnen die Social-Media-Betreuung mache, und mir für die Frühstückspension am Bauernhof doch irgendwie der Bauernhof fehlt, kam die Ausschreibung der ZAMG gerade recht ;-) Viele von Euch wissen, dass ich mich in den letzten Jahren aus privatem Interesse in den Bereichen Naturschutz, Forstwirtschaft, Klimaschutz, Energiewende etc. weitergebildet habe, und ich hatte die Möglichkeit, dieses Wissen auch einmal in irgendeiner Weise beruflich nutzen zu können, schon lange im Hinterkopf.
Das naturwissenschaftlich-technische Umfeld hier finde ich reizvoll. Die ZAMG macht sehr viel mehr als Wettervorhersagen - nur ein paar Beispiele: Die Abteilung für Angewandte Geophysik kartiert im Boden verborgene archäologische Spuren ohne Grabung. - Es gibt eine Stelle für historische Erdbebenforschung. - Es gibt ein Informationsportal zum Klimawandel.- In mehreren Citizen-Science-Projekten liefern Nicht-WissenschaftlerInnen Daten - das reicht vom 82jährigen Vorarlberger, der seit zwanzig Jahren mehrmals täglich das Wetter in seinem Tal durchgibt, bis zur Schulklasse, die Pflanzen, die sensibel auf Klimaveränderungen reagieren, regelmäßig photographiert.
Das Grüne Archiv habe ich mit Ende Jänner übergeben, in der Wienbibliothek werde ich noch bis ca. Mitte März sein. Ich bin jetzt über neun Jahre dort, und der Abschied fällt mir gar nicht leicht. Ich werde sogar schon sentimental, wenn ich die Essensmarkerl sehe... Und ich bedauere, nicht schon viel früher mit dem Paternoster gefahren zu sein! Meine Kündigung habe ich erst einmal eine Stunde lang angeschaut, bevor ich sie in die Kanzlei getragen habe.
Klarstellung
Zwei wichtige Anmerkungen zur Vorbeugung: 1. Ich kann nichts fürs Wetter - Beschwerden bitte an höhere Etagen! In den geheimen Standort der Wetterwunschabteilung wird man erst nach viiiielen Jahren eingeweiht.2. Quaxi habe ich noch nicht gesehen, der ist noch in Winterstarre. (Auch auf die Gefahr hin, Illusionen zu zerstören, erlaube ich mir die Anmerkung, dass es sich vermutlich schon um Quaxis Urururenkel handelt).
Aufgaben
Für die besonders Interessierten meine künftigen Aufgaben laut der Stellenausschreibung: Erfassung von Daten und Datenbeständen an der ZAMG und zuliefernden Organisationen; Entwicklung von Metadatenstandards; Entwicklung von Datenstrategien; Entwicklung von Datenmanagementplänen; Mitarbeit bei der Inbetriebnahme und dem Monitoring von Datenportalen; Mitarbeit bei der Entwicklung von Lizenzen und Routinen; Mitarbeit bei der Entwicklung von Schnittstellen; Diskussion und Strategien zu den Themen: OGD, OD, PSI, INSPIRE, IWG...; Community Building; Dokumentation, Benutzerberatung, Troubleshooting. - Ich bin fürs erste im Rahmen des FFG-Projekts "Data Market Austria" angestellt. Vielleicht klingt es auf den ersten Blick nicht so, aber ich finde, das ist ein ur-bibliothekarischer Job :-) Ich habe aber trotzdem jetzt einen zweiten Twitter-Account unter dem Namen "metadata mistress" angelegt (gute Idee, Wolfgang!), der sich auf Datenmanagement, Wetter, Erdbeobachtung, Verwaltungsdaten, Open Data etc. fokussiert. Handle ist metadatamrs.
Wetterwitze
Wenn man bei einem Wetterdienst zu arbeiten beginnt, sind die Witze jedenfalls nicht weit. Mein bisheriger Favorit ist der Schüttelreim "Auf Wetterdaten / tät er warten". Auf den Plätzen landeten "In Deiner Branche bist Du ja den Umgang mit Unsicherheit gewöhnt" (pfff!) und der Vorschlag, die Ordner mit "Schnee von gestern" zu beschriften.
das klingt nach einem spannenden neuen job!
ReplyDeleteviel spaß und viel erfolg!!
danke! :-) es ist jetzt noch etwas eigenartig, wenn mich jemand fragt, was ich beruflich mache, denn ich sage automatisch "ich bin Bib...", und dann halte ich inne, weil ich es eigentlich nicht mehr bin, aber mich seit 17 Jahren so sehr über diesen Beruf definier(t hab)e.
Delete