Ich habe heute den Roman "Die große Hitze oder die Errettung Österreichs durch den Legationsrat Dr. Tuzzi" von Jörg Mauthe mit großen Vergnügen fertiggelesen (zuletzt 2004 in einer Neuauflage in der "Edition Atelier" erschienen; ISBN 978-3-900379-10-0; 23,80 €; ich hatte die Ausgabe von 1986 in Händen). Ein Referat im DiplomandInnenseminar über Mauthes Österreichbild hatte mich auf die Idee gebracht.
Die Schilderungen der Gepflogenheiten im "Interministeriellen Komitee für Sonderfragen", wie die Grüßrituale je nach Stellung der beteiligten Personen, haben mich sehr erschmunzeln lassen. Titelfigur Dr. Tuzzi, vom Außenministerium in eben jenes Komitee entsandt, hat unter anderem die Aufgabe, das stenographische Protokoll der Ministerratssitzungen ins Reine zu schreiben, "indem man das Protokoll von allen Zufälligkeiten, Subjektivitäten und Aktualitätsbezügen aufs gründlichste reinigte und das Übrigbleibende so lange einem veredelnden Abstraktionsprozeß unterzog, daß es am Ende, von allen menschlichen Schlacken gereinigt, unbesorgt veröffentlicht beziehungsweise im Haus-, Hof- und Staatsarchiv zum Nutzen späterer Geschichtsschreibung abgelegt werden konnte" (S. 35).
wem jörg mauthe gefällt, dem empfehle ich, auch die erzählungen des wiener schriftstellers Peter von Tramin zu lesen. er beschreibt darin ähnliche "typen" wie den legationsrat, bzw. spielen seine geschichten in einem ähnlichen milieu.
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