Vor kurzem habe ich das Tagebuch meines Onkels Helmut aus dem Jahr 1955 entdeckt. Die Lektüre ist sehr spannend. Abgesehen vom Eintrag am 21. Jänner, demzufolge ihm mein damals siebenjähriger Vater einen Bleistift gemopst haben dürfte (es kommt eben alles irgendwann ans Licht), sind vor allem die Angaben über den Deutschunterricht sehr interessant. Als Schularbeitsthemen wurden die Fragen "Warum reist man nach Österreich?" und "Ist Professionalsport erwünscht?" gestellt. Im Mai dürfte der Deutschlehrer sich diesbezüglich allerdings nicht durchgesetzt haben - Zitat: "In Deutsch wollte er Schularbeit machen, konnte nicht, weil wir nicht wollten". Und über Literaturpflege hieß es: "Fuhr in Litpflege um eine Stunde früher ab. Hoffe, daß er es nicht bemerkte." Am 2. Juni wird von einem Streich berichtet: "Legten in Deutsch statt Klassenbuch Atlas auf Katheder. Als er jemand eintragen wollte, konnte er nicht". Vier Tage später: "Heute wieder Wirbel in Deutsch (...) folgende Streiche: krochen auf Kommando unter Bänke, stiegen alle auf Stuhl und standen alle auf. Er stieß 7 Flüche aus". Und am 13. Juni: "Heute liefen wir in Deutsch alle aufs Klo – Furchtbarer Lärm".
Werde Tagebuch gut aufheben für den Fall, dass ich jemals bereuen sollte, von Lehramt auf Diplom umgesattelt zu haben.
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