Monday, May 10, 2010

Bibliothek als Kompetenzzentrum für Web 2.0? #bib3

Beim Bibcamp (#bib3) in Hannover hab ich die von mir vorgeschlagene Session aus Zeitgründen (und mangelndem Durchsetzungsvermögen meinerseits ;-) nicht mehr untergebracht. Daher möchte ich meinen Themenvorschlag einfach hier zur Diskussion stellen - er richtet sich an alle, die Schulungen für Studierende anbieten oder in der Lehre tätig sind.

Wie können Bibliothek und BibliothekarInnen sich - hochschulintern, in der bibliothekarischen Ausbildung und bei BenutzerInnen-Schulungen - als Web 2.0-ExpertInnen etablieren? Zwei Beispiele aus anderen Bereichen zur Verdeutlichung, was ich meine: Beim Thema Open Access KANN eine Bibliothek hochschulintern als Kompetenzzentrum für wissenschaftliches Publizieren anerkannt sein. Oder, damit verwandt: Eine Bibliothek KANN die Stelle sein, wo sich WissenschaftlerInnen für szientometrische Analysen hinwenden. Wie sieht das bei Web 2.0 aus? Kauft man uns das ab? Wenn wir Web 2.0-Schulungen für BenutzerInnen anbieten, verstehen diese, warum gerade WIR das Thema behandeln?

Hintergrund meiner Frage: Ich unterrichte selber ja seit acht Jahren in verschiedensten Settings Social Software, auch an einem bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Studiengang. Bei jüngeren Studierenden habe ich zunehmend die Erfahrung gemacht, dass sie nur schwer zu motivieren sind, sich mit dem professionellen Umgang mit Social Software zu beschäftigen - vielleicht weil die Studis privat ohnedies mit diesen Tools umgehen und der Ansicht sind, dass sie eh schon alles wissen, und/oder weil es mir anscheinend nicht gelingt, den Unterschied klar zu machen. Nach dem, was ich bei Tagungen so mitbekomme, nehmen Studierende Schulungsangebote der Unibibliotheken im Bereich Literaturverwaltung sehr gut an - würde das mit Web 2.0 auch funktionieren?

8 comments:

  1. > Wenn wir Web 2.0-Schulungen für
    > BenutzerInnen anbieten

    Die Idee einer Web2.0 - Schulung setzt voraus, dass das Web ein unterrichtbarer Gegenstand ist, den man schulen kann.
    Gerade das bezweifle ich. Hinter Web 2.0, verbirgt sich hauptsächlich die Idee eines Socialweb. Web 2.0 zu begreifen, heißt das Internet als Sozialraum zu denken und nicht nur als eine Sammlung von Tools. Um den Sozialraum zu untersuchen, bedarf es der entsprechenden (sozialwissenschaftlichen) Methoden.
    Was ich persönlich der Bibliothek eher zutrauen würde - und was denke ich von dir auch gedacht ist, ist eine Schulung darüber, wie diverse Applikationen _instrumentuell_ dafür eingesetzt werden können, den eigenen Lernprozess besser zu organisieren. Das erinnert mich an ein BA-Arbeit eines Freundes, der sagte "Ich will Web 2.0, nur ohne diesen ganzen social-quatsch".
    Ich sage nicht, das diese Herangehensweise falsch ist, sie ist sogar nötig, nur das Label Web 2.0 verweist eher auf andere Phänomene.

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  2. Lieber Wolfgang, da stimme ich Dir völlig zu - der Begriff "Web 2.0-Schulung" ist natürlich eine Verkürzung. Der Gedanke, Kurse für die Verbesserung von Lernprozessen anzubieten, gefällt mir sehr gut. Wieder etwas, wo PädagogInnen und BibliothekarInnen gemeinsam sinnvoll arbeiten könnten. Ich sehe meinen Social Sowtware-Vortrag beim berufsbegleitenden Masterstudiengang Angewandtes Wissensmanagement auch unter dem Gesichtspunkt "was Ihr fürs gemeinsame Arbeiten im Studium brauchen könnt".

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  3. Hi Monika,

    ob es sinnvoll ist, eigens Schulungen zum Thema Web 2.0 anzubieten, weiß ich nicht. Sinnvoller halte ich es, selbst im Kopf zu behalten, dass wenn beispielsweise ein Kurs zum Wissenschaftlichen Arbeiten angeboten wird, man Social Web-Elemente im Rahmen der Problemlösung anbietet, z.B. Wenn ihr kooperativ an einem Text/Referat arbeiten sollt, warum nutzt ihr z.B. nicht Delicious, Google Docs, PBworks usw.
    Der zweite Punkt, ob man uns abkauft, dass wir Social-Media-ExpertInnen sind? Das funktioniert nur, wenn wir uns als Einrichtung Bibliothek selbstverständlich in diesen Medien bewegen und dort auch als Ansprechpartner sichtbar werden. Momentan können viele BibliothekarInnen höchsten als Impulsgeber aber nicht als Experte auftreten.
    Ich denke, Social Media / Social Networking ist schon Teil dessen, was wir weitergeben sollten, aber den Experten sollten wir an dieser Stelle nicht "heraushängen" lassen, weil nur sehr wenige Bibliotheken bisher diese Angebote sichtbar und kompetent nutzen.

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  4. @Dörte: das ist auch eine gute Idee - das einfach in "gängige Schulungen" miteinzubauen und so wirklich den Mehrwert für die Studis sichtbar zu machen. Bin gespannt, ob ich in meiner Bibliothek auch bald solche Workshops halten kann...

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  5. Ich würde Dörte zustimmen - nicht Web 2.0 zum Thema zu machen, sondern ein bekanntes Thema/bekanntes Bedürfnis anbieten und hier die Web 2.0-Anwendungen mit einbauen, die man für sich selbst, aber auch für die Zusammenarbeit gut gebrauchen kann. Hier bietet sich in der Tat die Einführung in Wissenschaftliches Arbeiten an. Eine Idee von Wolfgang Schumann war einmal der Titel "Lernen, mit dem PC zu lernen".
    Mein verwendetes Schema für eine solche Veranstaltung kann hier angesehen werden.

    Übrigens finde ich, dass Einführungen in Wissenschaftliches Arbeiten sich hervorragend im Anschluss an Einführungen in Literaturverwaltung anbieten, denn dort sind ja auch schon einige 2.0-Instrumente zu verwenden.

    Aber wie ist es? Kann man nicht auf dem bibcamp-Wiki einfach eine Seite für diese Diskussion anlegen und dort sammeln? Interessant ist es allemal!

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  6. @jplie: gute Idee! Sind alle bisherigen KommentatorInnen einverstanden, dass ich die Kommentare dort einfüge?

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  7. Hallo Monika, wenn du in "deiner Bibliothek" einen 2.0 Workshop halten kannst, bin ich schon einmal die erste Teilnehmerin - und anderen würde es auch nicht schaden :-)
    Täte auch dem Beratungsdienst gut

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  8. Bei den Kursen "Einführung in wiss. Arbeiten" ist eine Verständigung mit den zuständigen Dozenten nötig. Ich habe den Eindruck, dass "Recherche, Zitieren, etc..." oftmals von den Dozenten gemacht wird und dann der Eindruck ensteht: ok. nun habe ich alles drauf, warum soll ich noch in die Bib?. Ich bin mir sicher, dass da mehr drin ist, aber irgendwie muss das ganze in das CP-System eingebunden sein, sonst wird es nicht oder kaum wahrgenommen.
    Ich würde sagen: Kein Kurs in für wiss. Arbeiten anbieten, sondern versuchen sich als Bestandteil einer Lernveranstaltung in den Studienplan zu integrieren. In dem Sinne: "Hallo Dozenten, die mit ersties zu tun haben, gibt mir eine Doppelsitzung, in der ich Tools vorstellen kann".

    Davon ab, müsste darauf geachtet werden, dass unterschiedliche Fachkulturen unterschiedliche Formen des wiss. Arbeitens kennen.
    LG
    Wolfgang
    p.S.: Mein Kommentar steht sichtbar im Web, er kann also auch an eine andere Stelle kopiert werden.

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