Bibliotheksgeschichte stellte sich lange Zeit als eine Geschichte von Männern – meist Leitern großer Bibliotheken – dar. Dem Anteil der Frauen an der Entwicklung des Bibliothekswesens wurde kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Die Namen der Bibliothekarinnen – wie auch ihre Arbeit – gerieten in Vergessenheit. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde damit begonnen, Frauen in Bibliotheken für wenig qualifizierte Tätigkeiten aufzunehmen. In den 1920er-Jahren wurde schließlich der gehobene Fachdienst (MaturantInnen) eingerichtet, und zu diesem Zeitpunkt finden sich auch die ersten Frauen auf akademischen Posten.
Im Workshop wird der lange und hindernisreiche Weg zur beruflichen Gleichstellung von Frauen in Österreich am Beispiel der Berufsgruppe »Bibliothekarinnen« thematisiert. Die Berufsgruppe der Bibliothekarinnen ist dafür besonders geeignet, weil dieser Tätigkeitsbereich ein breitgefächertes Spektrum umfasst: Dieses reicht von öffentlichen Bibliotheken mit kommunaler und kirchlicher Trägerschaft, der des ÖGB und der Arbeiterkammern über Schulbibliotheken bis zu den wissenschaftlichen Bibliotheken. Dementsprechend vielfältig sind die beruflichen Anforderungen und die ausbildungsmäßigen Voraussetzungen.
Programm
- 9.00–9.30 Uhr: Begrüßung und Einleitung
- 9.30–10.00 Uhr: Ingrid Roitner (Wien): Die Etablierung des Amtes der Bibliothekarin am Beispiel des Klosters Nonnberg in Salzburg. Das Wirken zweier (resignierender) Äbtissinnen: Maria Magdalena von Schneeweiß (1620–1625) und Eva Maria Fleisch von Lerchenberg
- 10.00–10.30 Uhr: Manfred Mugrauer (Wien): "Sowjetischer Informationsdienst" (SID) und "Österreich-Sowjetische Gesellschaft" (ÖSG) - Bibliothekarinnen im Umfeld der sowjetischen Österreichpolitik
- 11.00–11.30 Uhr: Veronika Pfolz (Wien): "Direktor" des Archivs, der Bibliothek und des Museums der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Dr. Hedwig Kraus (1895–1985)
- 11.30–12.00 Uhr: Barbara Kintaert (Wien): Zwei antifaschistische Frauen: Dr. Wanda Lanzer (Bibliothekarin in der AK-Wien) – Dr. Selma Steinmetz (Bibliothekarin des DÖW)
- 13.30–14.00 Uhr: Kathrin Pokorny-Nagel (Wien): Bibliothekarinnen in Museumsbibliotheken
- 14.00–14.30 Uhr: Nastasja Stupnicki (Wien): Bibliothekarinnen an der Graphischen (Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt) Wien
- 15.00–15.30 Uhr: Gisela Kolar (Wien): "Gefertigte bittet ergebenst um Anstellung": Bibliothekarinnen und Mitarbeiterinnen bei den Arbeiterbüchereien der Stadt Wien (1936–1938) / "Ein Schritt zur Professionalisierung?" Zur Situation der Bibliothekarinnen bei den Wiener Städtischen Büchereien nach dem "Anschluss"
- 15.30–16.00 Uhr: Sigrid Reinitzer (Graz): Klischee und Wirklichkeit: Bibliothekarinnen bei der EDV-Anwendung
- 16.00–17.00 Uhr: Buchpräsentation: Frauke Mahrt-Thomsen (Berlin) stellt vor: Bona Peiser – Die erste deutsche Bibliothekarin: Wegbereiterin der Bücher- und Lesehallen-Bewegung und der Frauenarbeit in Bibliotheken (BibSpider, Berlin, 2013)
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