Friday, July 30, 2004

Auf eine A4-Seite sollen alle zwei Millionen Bücher der Österreichischen Nationalbibliothek passen, wenn man sie mit der neuen "Nano-Keilschrift" schreibt, sagen ForscherInnen vom Institut für Elektronenmikroskopie und Feinstrukturforschung (FELMI) der TU Graz. Dabei werden mit einem sieben Nanometer feinen Ionenstrahl Schriftzeichen in eine Materialoberfläche, zum Beispiel einen Edelstein, graviert.

Thursday, July 29, 2004

Bei der kürzlich veröffentlichten "Hitliste der Wiener Sehenswürdigkeiten 2003" liegt der Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek mit 125.848 BesucherInnen an 23. Stelle. Spitzenreiter ist der Tiergarten Schönbrunn mit über zwei Millionen BesucherInnen, gefolgt von Schloss Schönbrunn und der Albertina.
Nochmal zur Stadtbücherei Salzburg: In den Salzburger Nachrichten erschien am 20. Juli 2004 der Artikel "Bücherei wird teurer", in dem die FPÖ-Klubobfrau Doris Tazl wie folgt zitiert wird: "Wir haben nicht einmal das Geld, undichte Schulfenster zu reparieren, aber zehn Millionen für eine Bücherei (...) Da frage ich mich, was sind unsere kommunalen Kernaufgaben?" Offensichtlich ist sie der Ansicht, dass die Erhaltung einer Stadtbibliothek nicht zu den kommunalen Kernaufgaben gehört. Oh Mann. Wie heißt es doch bei Shakespeare: "God give me patience!"
Im Hamburger Abendblatt erschien heute ein Artikel über die Gemeindebücherei Seevetal im Ortsteil Meckelfeld, auf die nun zum zweiten Mal ein Brandanschlag verübt wurde. Zitat: "'Wir waren gerade mit dem Austrocknen nach dem letzten Brand fertig', sagt Büchereileiterin Gabriele Maidorn (41), noch völlig von der neuen Tat erschüttert". Die Wände sind völlig verrußt, das Löschwasser bildet Lacken in der Bibliothek. Bilder gibt es auf der Website der Gemeinde Seevetal.
Ich lese derzeit regelmäßig in alten Ausgaben des "Centralblatts für Bibliothekswesen". Es ist immer wieder ein Genuss - vieles kommt der heutigen Bibliothekarin sehr bekannt vor.
So konnte ich zum Beispiel erfahren, dass im Jahre 1900 in der Universitätsbibliothek Berlin ein Frühstückszimmer für Studierende eingerichtet wurde. Das erinnert mich sofort an die vehemente Pizza-in-24h-geöffneter-UB-Konstanz-Debatte in der Mailingliste Inetbib...

Monday, July 26, 2004

Nur damit man sieht, womit wir BibliothekarInnen uns (auch) beschäftigen: Derzeit läuft bei der Arbeitsstelle für Standardisierung der Deutschen Bibliothek ein öffentliches Stellungnahmeverfahren zur "Angleichung der Ansetzung von Personennamen nach RAK-WB und RSWK" (Details als pdf). RAK-WB = Regeln für die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken, RSWK = Regeln für den Schlagwortkatalog.
In der Presse ist am 9. Juli 2004 ein interessanter Artikel von Claudia Lagler über die Salzburger Stadtbücherei erschienen: "Proteste gegen Bücherei im Fußballstadion". Für das Stadion im Salzburger Ortsteil Lehen, nach dem Umzug der Fussballer verwaist, wird eine neue Nutzung gesucht. Zitat: "Herzstück der aktuellen Planung ist eine moderne Stadtbücherei für Salzburg. Lesen statt Fußball lautet das Konzept, das ganz Lehen attraktiver machen soll. Während dort Unternehmer und Anrainer begeistert sind, laufen Kaufleute der Altstadt Sturm gegen die Übersiedlung. Sie fürchten um einen Frequenzbringer. Immerhin nützen pro Tag rund 1000 Menschen die bestehende Stadtbücherei im Zentrum."

Sunday, July 25, 2004

Der Rektor der früheren Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen in Stuttgart (nunmehr Hochschule der Medien = HdM, Fachbereich IuK), Peter Vodosek, ging kürzlich in Pension. Für mich interessant, weil ich dort ein Auslandssemester gemacht habe und weil wir als Gaststudierende von ihm begrüßt wurden. Und willkommener Anlass, wieder ein bisschen Werbung für Stuttgart zu machen. Ich würde ganz gerne - zumindest für einige Zeit - wieder zurück...
Besonders in Erinnerung ist uns das Blockseminar mit Prof. Rafael Capurro zum Thema "Informationsethik in der Aufklärung" geblieben, das im idyllischen Dörfchen Vorderbüchelbergstattfand. Wer nicht weiß, wo das ist: Das liegt gleich neben dem ebenfalls idyllischen Dörfchen Wüstenrot, und dort wurde tatsächlich das Bausparen erfunden, woran heute das Bausparmuseumerinnert. Dank unseres lieben Professors Alexander Roos (wir wussten vorher gar nicht, wie spannend BWL sein kann - danke!) haben wir auch recht schnell Schwäbisch gelernt. Tipps zur Freizeitgestaltung: die Terrasse des Café Nil im Schlossgarten, das Kommunale Kino, das Lokal "Eimer" im Stadtteil Vaihingen (besonders empfehlenswert die Maultaschen Mexicana); die Württembergische Landesbibliothek und die Stadtbücherei (praktischerweise gleich nebeneinander); das Albquell-Bräuhaus in Trochtelfingen; donnerstägliche Cocktailbar im Studierendenheim; ein Blick vom Fernsehturm; Einkaufen in der Stuttgarter Einkaufsmeile Nr. 1, der Königstraße; Ausflug ins wunderschöne Tübingen; Strassburg ist übrigens auch nicht weit (außerdem hatten wir dort Erfolgserlebnisse wie nach vier Jahren Schulfranzösisch ein Bier bestellen zu können)... Nach vier Monaten mussten wir leider sagen: tschüsle, Stuttgart! Aber irgendwann wird es sicher wieder heißen: Maultaschen, wir kommen!

Friday, July 23, 2004

Auch eine Möglichkeit zum Geldverdienen: "Die Untersuchung gegen den russischen Philologen Alexander Jazomirsky, welcher in der Bibliothek der Akademie der Wissenschaften in Bukarest beim Diebstahl wertvoller altslavischer Manuskripte ertappt worden ist, hat die überraschende Thatsache ergeben, daß der russische Gelehrte den Diebstahl seit Jahren an verschiedenen Bibliotheken Europas professionell betrieb und dafür von einigen Antiquaren ein festes Monatsgehalt von 400 Rubeln bezog. Der Manuskriptendieb ist ein Mann von tiefem Wissen und zeigt ein elegantes Auftreten". Quelle: CfB XVI (1899), S. 429
Schönes Zitat von Melvil Dewey aus dem Jahr 1897: "To my thinking, a great librarian must have a clear head, a strong hand, and, above all, a great heart. He must have a head as clear as the master in diplomacy; a hand as strong as he who quells the raging mob, or leads great armies on the victory; and a heart as great as he who, to save others, will, if need be, lay down his life. Such shall be the greatest among librarians; and, when I look into the future, I am inclined to think that most of the men who will achieve this greatness will be women".
Quelle: Bericht über die "Transactions and Proceedings of the second international Library Conference held in London July 13 - 16, 1897" im Centralblatt für Bibliothekswesen XV (1898), S. 588

Monday, July 19, 2004

Mein Urlaub am Wochenende war LAET: Leipzig an einem Tag. Wie es sich für eine Bibliothekarin gehört, war ich an diesem Tag selbstverständlich auch bei der Deutschen Bücherei und bei der "Bibliotheca Albertina, der Universitätsbibliothek Leipzig. Nach ersterer ist auch die Straßenbahnhaltestelle benannt, zweitere hat sogar entsprechend beschriftete Fahrradständer. Die Stadtbibliothek ging sich leider nicht mehr aus.

Friday, July 16, 2004

Ich überlege mir, ob ich nicht - analog zu den ausgebrannten Phaserspulen bei Deep Space Nine - die verbrauchten Rollen Barcodes aufheben soll, sozusagen als Erinnerung an glorreiche Katalogisierungs-Schlachten.

Thursday, July 15, 2004

In der NZZ erschien unter dem Titel "Forschen mit Aussicht" ein Artikel über das Prager Literaturarchiv. Dieses verfügt über eine nicht unkomplizierte URL, nämlich www.pamatniknarodnihopisemnictvi.cz.

Tuesday, July 13, 2004

Kleiner Ausflug in die historische Bibliotheksgesetzgebung in Österreich: Am 30. April 1889 wurde das Gesetz, betreffend den Rang und die Bezüge der Beamten an den Universitäts- und Studienbibliotheken, sowie an den Bibliotheken der technischen Hochschulen, dann die Pensionsbehandlung von Wittwen derselben, erlassen. Kundgemacht im RGBl vom 9. Mai 1889, XXVIII. Stück, Nr. 67; abgedruckt im Centralblatt für Bibliothekswesen 6 (1889), S. 315 - 316
Zitat: "§ 7: Die Wittwen der Universitäts-Bibliothekare, sowie die Wittwe des Bibliothekars an der technischen Hochschule in Wien erhalten eine charaktermässige Pension von 500 Gulden jährlich; jene der Custoden an Universitäts- und Studien-Bibliothek sowie an den Bibliotheken der technischen Hochschulen eine solche von 400 Gulden".
Ich habe gerade eine interessante Seite entdeckt: "bugmenot" verzeichnet Accounts zu Seiten, wo man sich für einen kostenlosen Zugang registrieren muss, z.B. bei der Washington Post oder der NY Times. Dabei geht es nicht darum, Accounts für kostenpflichtige Inhalte zu veröffentlichen, sondern nur solche, die im Rahmen von reinen Datensammel-Registrierungen verlangt werden. Zitat: "BugMeNot.com was created as a mechanism to quickly bypass the login of web sites that require compulsory registration and/or the collection of personal/demographic information". Bei poynter online wird darüber eifrig diskutiert.
Über eine etwas eigenartige Umfrage, die der Online-Buchhändler Amazon unter über zehntausend Deutschen durchführte, berichtet der Standard im Artikel "Bohlen im Bücherregal törnt ab" vom 12. Juli 2004. Zitat: "Dabei bezeichneten 43 Prozent der Frauen Bücher gar als lebensnotwendig. Sie legen beim ersten Date besonderen Wert darauf, welche Buchtitel im Bücherregal des Traumpartners stehen. Im Gegenzug glauben immerhin fünf Prozent der Männer, dass lesende Frauen die besseren Liebhaberinnen seien." Die Berliner Morgenpost nennt ihren entsprechenden Artikel vom 13. Juli vergleichsweise un-locker-flockig "Bücherleser sind die besseren Gesprächspartner". Im Kurier heißt es "Bücherleser sind begehrter", bei Rheinpfalz online wurde der Artikel mit "Leseratten sind die besseren Gesprächspartner" betitelt. So gesehen gebührt dem Standard ja fast ein Preis für Originalität.

Monday, July 12, 2004

Buchtipp des Tages: Suzanne Hildenbrand (ed): Reclaiming the American library past: Writing the women in. Norwood, NJ: Ablex 1996

In den "Salzburger Nachrichten" vom 2. Juli 2004 war ein Interview mit der Historikerin Brigitte Hamann zu lesen, in dem sie sagt:
"Karl Kraus bleibt als Anti-Kriegs-Herold sehr wichtig. Er hatte aber auch seine Eigenheiten. Mir liegt besonders Alice Schalek am Herzen, die er fürchterlich verhöhnt hat als das Kriegsweib schlechthin. Aber Sie müssen einmal die Reportagen der Schalek von der Isonzo-Schlacht oder von der Ostfront lesen. Das sind die besten Kriegsreportagen, die ich je gelesen habe. Wenn man sich dagegen anschaut, was die Leute vom Kriegspresse-Quartier geschrieben haben, die in ein Offiziers-Kasino geschickt wurden und dann etwas geschrieben haben über die Gräueltaten der Feinde, sehen die Reportagen der Schalek einzigartig aus. Sie war wochenlang allein als Frau an der Front am Isonzo und hat den Alltag gekannt. Sie hat wahrheitsgetreue Reportagen geschrieben und das war Karl Kraus auch wieder nicht recht."

Das machte mich neugierig - war sie jetzt "so" oder nicht? - deswegen las ich letzte Woche den Sammelband "Tirol in Waffen" aus 1915, da ich bisher immer nur über Schalek gelesen hatte, aber nie etwas von ihr. Ich möchte ihr durchaus zugute halten, dass die Reportagen wirklich spannend geschrieben sind [That Alice Schalek certainly can write!] und dass ihre männlichen Kriegsberichterstatter-Kollegen um nichts besser waren, aber jedenfalls nach den ersten paar Seiten kam ich aus dem Kopfschütteln kaum mehr heraus. Im folgenden möchte ich zur Illustration einfach einige Passagen aus dem Buch zitieren:
"Romantischer als die Etappenstation kann sich der anspruchsvollste Kriegsberichterstatter die Szenerie nicht wünschen und den Kulissen entsprechend sind auch die Gespräche" (S. 35/36).
"Das Herz blutet mir oft und wie von Sinnen bin ich, denke ich über dies alles nach. Aber wenn ich auf einem Stützpunkt stehe und das ungeheure Verteidigungswerk überschaue – wahrlich, die fabelhaftesten Augenblicke sind das in meinem Leben" (S. 48)
"Oben auf einem Joch fühle ich zum erstenmal etwas wie Genugtuung über die Verwandlung eines Dolomitenhotels in ein Militärquartier. Wie verächtlich hatte seinerzeit der vornehme Wirt uns Bergsteiger abgefertigt… und da wir nicht nur schäbig aussahen, die wir durchnäßt und zerzaust von der Marmolata kamen, sondern auch Deutsch sprachen, wurden wir in Bodenkammern gesteckt und bei Tische nicht ordentlich bedient. ... Wo ist jetzt der welsche Hotelier? Spurlos verschwunden. Ah! Das tut wohl!" (S. 63)
"Gesund und ehrlich und wunderbar hart hat der Krieg die Menschen gemacht. (...) Nennt es Vaterlandsliebe, ihr Idealisten; Feindeshaß, ihr Nationalen; nennt es Sport, ihr Modernen; Abenteuer, ihr Romantiker; nennt es Kraftgefühl, ihr Seelenkenner: ich nenne es freigewordenes Menschentum" (S. 72/73)

Literaturhinweise:
- Alice Schalek: Tirol in Waffen. Kriegsberichte von der Tiroler Front. München: Hugo Schmidt-Verl. 1915. "Herrn Generalmajor Maximilian R. v. Hoen, dem Chef des Kriegspressequartiers, in Verehrung und Dankbarkeit zugeeignet von der Verfasserin" [UB Wien, Signatur I 415.397]
- Nachzulesen in Auszügen auch bei Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit. Suhrkamp 1986 [div.Bibl.]
- Marie Röbl: "Von Samoa zum Isonzo. Die Fotografin und Reisejournalistin Alice Schalek (1874 - 1956). Rezension der Ausstellung im Jüdischen Museum Wien, 09.11.1999 – 30.01.2000". In: Camera Austria 70/2000, S. 83f. [online] - gesteht Berechtigung der Schalek-Kritik zu, schreibt aber auch, Kraus habe ein konservatives, patriarchales Frauenbild
- Bernhard Grundner: "Das haben se gut getroffen". Zur Darstellung der Kriegsberichterstatter und ihrer Berichte in Karl Kraus' "Die letzten Tage der Menschheit". Universität Graz, Dipl.-Arb., 1991
- Ursula Bachinger: Alice Schalek - Feministin (?), Kriegsberichterstatterin (?), Revolutionärin (?). Universität Salzburg, Dipl-Arb., 1990 - interessante Passagen über Schaleks Ehrenbeleidigungsprozess gegen Kraus und ihren Kampf um eine militärische Auszeichnung

Wie war das noch mit Kraus' angeblich letzten Worten: "Wem hab ich jemals Unrecht getan?"

Friday, July 09, 2004

Mir ist gerade sooo fad in der Bibliothek - ich hab mich ja eigentlich auf die Ferien gefreut, weil ich dachte, da krieg ich endlich beim Katalogisieren was weiter, und dem ist auch so, aber nach dem dreiundfünfzigsten Kodex Handelsrecht reicht's mir schon. Die Tatsache, dass ich da alleine herumsitze, weil mein Chef auf Urlaub ist und mein zweiter Kollege schon Schluss hat und die Studis uns derzeit nicht gerade die Bude einrennen, macht den Dienst auch nicht spannender. Deswegen erstelle ich gerade nebenbei eine Übersicht darüber, was die Wörter "Bibliothek" und "Buchhandlung" in verschiedenen Sprachen heißen. Beim Herumstöbern findet man interessante Dinge wie "Dictionary of the Elvish Language", den "Online translator for Klingon, Romulan, and Vulcan" und das Wörterbuch Romulanisch-Englisch.
Die Nationalbibliothek im Fernsehen: Am Sonntag, dem 18. Juli, um 11.05 Uhr wird die 100. Folge von "Klingendes Österreich" wiederholt, in der Sepp Forcher auch den Prunksaal der ONB besucht.

Tuesday, July 06, 2004

L'anima ho stanca

Die passende Arie nach einem langen Semester: "L'anima ho stanca, e la meta è lontana" (die Seele ist müde, das Ziel ist fern o.Ä.). Dazu einige Opernlinks: Vollständiger Text, Synopsis und Einordnung bei der Aria Database, leider nichts beim sehr empfehlenswerten Operaglass der Stanford University; Notenkauf bei Classical Vocal Repertoire; mehr über den Sänger, dessen Interpretation ich derzeit im Kopf habe; mehr über Verismo bei OperaWorld und bei der italienischen WikiPedia; nichts im Spielplanarchiv der Wiener Staatsoper; mehr über die Oper, aus der die Arie stammt, nämlich Adriana Lecouvreur, im Dizionario dell'Opera.
Gestern wurde in Hannover der "Gemeinnützige Verein zur Förderung der Suchmachinen-Technologie und des freien Wissenszugangs" (SUMA e.V.) gegründet. In der Presseerklärung heißt es: "Der 'Verein zur Förderung der Suchmaschinentechnologie und des freien Wissenszugangs' sieht in der Machtposition einzelner weniger Unternehmen eine Gefährdung des freien Zugangs zum Wissen". Denn dieser Zugang erfolge heutzutage zu einem großen Teil über die Suchmaschinen des Internets, sagt Wolfgang Sander-Beuermann, Leiter des Suchmaschinenlabors am Regionalen Rechenzentrum, Uni-Hannover und ebenfalls Gründungsmitglied des Vereins. Diese Suchmaschinen hätten damit eine Schlüsselrolle in der Informationsgesellschaft übernommen.
Folgende Meldung kam soeben über frida: Im Februar 2004 wurden die Datensätze der Ariadne-Datenbank von Allegro auf Aleph500 migriert. Nach einer Umstellungsphase sind die Datensätze der Ariadne-Datenbank ab sofort via Aleph-OPAC abrufbar. Die Allegro-Datenbank bleibt für gewisse Zeit noch online.
Ariadne ist eine Kooperationsstelle für frauenspezifische Information und Dokumentation an der Österreichischen Nationalbibliothek. Derzeit gibt es übrigens die Online-Ausstellung "Frauen wählet!" zum Thema 85 Jahre allgemeines Frauenwahlrecht in Österreich zu sehen. Die Ausstellung ist ein Abschlussprojekt im Rahmen des Grundausbildungslehrgangs für den Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationsdienst und wurde von vier meiner früheren Kurskolleginnen gemacht.

Monday, July 05, 2004

Abgeordnete aller vier Parlamentsparteien haben einen Antrag auf Aufhebung der Befristung der Buchpreisbindung eingebracht, der am 2. Juli im Kulturausschuss beschlossen wurde. Die Buchpreisbindung wurde ursprünglich bis 30. Juni 2005 befristet.
In der NZZ vom 3. Juli 2004 ist der Artikel "Das Horoskop des 19. Jahrhunderts. Walter Mehrings Rekonstruktion der väterlichen Bibliothek" von Andreas Kilcher erschienen. Mehring lese in seiner Autobiographie "Die verlorene Bibliothek" von 1952 "die Bibliothek seines Vaters als eine bestimmte historische Konfiguration, als ein 'Horoskop des 19. Jahrhunderts'".
Bibliothek und Brand kommen ja häufig gemeinsam vor (Alexandria, Die Blendung & Co.), daher ein entsprechendes Zitat aus "Die Fahrt im Einbaum" von Peter Handke: "Dazu die Silhouette des DICHTERS: Wenn ich Kind sage, meine ich Angst. Wenn ich Bibliothek sage, meine ich Feuer" (S. 47).
Noch eine zweite Stelle aus demselben Drama: "FREMDENFÜHRER: nimmt sich die schlohweiße Perücke ab, reißt sich Masche und Schärpe ab Und ich hasse "Liebe", "Gott", "Garten", "Quelle", "Apfel", "Zwetschke", "Nationalbibliothek" - Er hat einen Rückfall in die Urlaute." (S. 20)
Und noch eine: "IRRER: Die Leichen vom angeblichen Massaker kamen aus dem Leichenschauhaus. Die Nationalbibliothek ist von selber verbrannt. In der angeblich zerstörten Perle der Adria qualmte nur ein Stapel von Autoreifen. Die toten Kinder waren auch die unsrigen. Die weinenden Mütter auf dem Friedhof: es waren unsere Mütter - CHOR: - und es war unser Friedhof" (S. 67).
Zum Nachlesen: Peter Handke: Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum Film vom Krieg. Suhrkamp 1999, ISBN = 3-518-41029-6, € 17,30 / Elias Canetti: Die Blendung. 36. Aufl. Fischer 2004, ISBN = 3-596-20696-0, € 10,20

Thursday, July 01, 2004

Klaus Graf führt in seinem Weblog Archivalia ein "Verzeichnis deutschsprachiger Drucke des 16. Jahrhunderts als frei zugängliche Faksimiles im Netz". Über diese Liste fand ich folgendes interessantes Buch aus 1591:
Bodin, Johann: De Magorvm Daemonomania : Vom Außgelasnen Wütigen Teuffelsheer Allerhand Zauberern, Hexen vnnd Hexenmmeistern, Unholden, Teuffelsbeschwerern, Warsagern, Schwartzkünstlern, Vergifftern, Augenverblendern e[t]c. Wie die vermög aller Recht erkant, eingetrieben, gehindert, erkündigt, erforscht, peinlich ersucht vnd gestrafft werden sollen. Übersetzt von Johann Fischart. Gegen des Herrn Doctor J. Wier Buch von der Geisterverführungen / durch ... Johann Bodin ... außgangen. Vnd nun erstmals durch ... Johann Fischart ... auß Frantzösischer sprach trewlich in Teutsche gebracht, vnd nun zum andernmahl an vilen enden vermehrt vnd erklärt. Dieser Druck wurde für das Projekt "Deutsches RechtsWörterbuch" online gestellt.
Apropos Zauberer: Heute habe ich nach einem Hinweis im Volltext-Newsletter im Standard gelesen, dass der Name für den 6. Harry Potter-Band feststeht: "Harry Potter & the half-blood prince".
Die gestrige Pressekonferenz zur Studie "Entwicklungskonzept für das öffentliche Bibliothekswesen im Burgenland", mit der der Landesverband Burgenländischer BibliothekarInnen LVBB eine StudentInnengruppe unseres Studiengangs beauftragt hat, schlug sich in einigen Presseberichten wieder. Der ORF Burgenland berichtete televisionell und online, letzteres unter dem Titel "Bibliotheken leiden unter Geldknappheit". Auf den Burgenland-Seiten des Kurier nennt Viktoria Erdélyi ihren Artikel "Der Großteil der burgenländischen Bibliotheken leidet unter Geldnot. Studenten erstellen Entwicklungskonzept".
Anmerkung: Als ich soeben in Google News nach "burgenländische bibliotheken" suchte, erhielt ich als Antwort: "Meinten Sie: morgenländische bibliotheken". Sollte das bezeichnend für den aktuellen Zustand des hiesigen Bibliothekswesens sein? Gut, von Tirol aus gesehen ist das Burgenland ja als durchaus orientalisch zu betrachten.
P.S. Das eigens angebotene "morgenländische bibliotheken" ergibt auch keinen Treffer. Das wiederum erinnert mich an eine Szene aus "Pension Schöller" - eine junge Dame fragt den Ober: "Was gibt es denn für Torten?" Er: "Es gibt Sachertorten, Malakofftorten, Topfentorten..." Sie: "Ich hätte gerne eine Sachertorte". Er: "Da müssen gnädiges Fräulein ins Café Sacher gehen". Sie: "Aber Sie haben doch gesagt..." Er: "Gnädiges Fräulein haben mich gefragt, was es für Torten GIBT. Darauf habe ich gesagt: Es gibt - Sachertorten, Malakofftorten, Topfentorten...". Sie: "Und welche haben Sie?". Er: "Gar keine". Oh je, hab ich mich jetzt als Fan der leichten Theatermuse geoutet? Na, die Aufführung aus anno dazumal mit Maxi Böhm, Alfred Böhm, Alexander Wächter, Marianne Chappuis etc. ist als Familienfernsehprogramm auf einer sogenannten "Dauerkassette", die wir früher entsprechend oft angeschaut haben. Ich denke, meine Familie kriegt das Stück mittlerweile aus dem Stegreif hin. Wenn nicht, kann man sich das zugrundeliegende Buch ja vielleicht in einer burgenländischen Bibliothek ausleihen (nochmal die thematische Kurve gekratzt).
Ehrung für einen Bibliothekar: Das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse erhielt Hofrat i. R. Dr. Manfred Stoy, der viele Jahre die Bibliothek und die Sammlungen des Institutes für Osteuropäische Geschichte und Südost-Forschung leitete, ehe er 1979 zum Leiter der Bibliothek und Sammlungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung bestellt wurde, meldet das bm:bwk via APA OTS. Stoy unterrichtet(e) übrigens am Institut für Geschichte der Universität Wien das Fach "Bibliothekskunde".