Friday, November 20, 2009

Freiheit und Sicherheit - zwei Episoden

In meinem früheren Heimatort Katzelsdorf hat sich vor kurzem eine Bürgerliste gegründet, die neben guten Vorschlägen wie der Neugestaltung des Schlossplatzes auch die Schaffung einer privaten Sicherheitswache fordert, die des Nächtens auf einem "lautlosen Elektromotorrad" Einbrüche verhindern und "illegale Feste im Augebiet" überwachen soll. Ich habe meine halbe Jugend auf diesen "illegalen Aufesten" verbracht und würde eher von "nächtlicher Inbetriebnahme eines Grillplatzes ohne vorheriges Ansuchen bei der Gemeinde" sprechen ;-) Aber ich frage mich ja wirklich, wen das kratzt - abgesehen von den Eltern vielleicht, aber die müssen sich das mit ihren Kindern ja wohl selber ausmachen. Vom Lärm kann sich in der Au niemand gestört fühlen, und Müll wird auch keiner hinterlassen, soweit ich das beurteilen kann. Zu viel Spaß vielleicht?

Bei der Tagung Momentum09 haben wir nicht nur die Frage diskutiert, wie man die eigene Privatsphäre schützen kann - Alois Birklbauer hat die Frage aufgeworfen: "Wer schützt mich vor der Privatsphäre anderer?" Ich hätte mir vor kurzem einen solchen Schutz dringend gewunschen. Beim Essen mit meinen Eltern saßen ein junges Pärchen und vermutlich die Eltern am Nebentisch (ich glaube, es waren ihre Eltern, meine Stiefmutter meint, seine Eltern). Die junge Frau sprach zwei Stunden kein Wort, während der junge Mann sich bemüssigt fühlte, den Eltern in einem langen, lautstarken Monolog klarzumachen, was er für ein toller Kerl ist. Und das demonstrierte er unter anderem durch Schimpfen über das "arbeitsscheue Gesindel aus dem Kriegsspital" (abgesehen davon, dass ich Menschen überhaupt nie mit diesem Begriff beschreiben würde, wurde uns der Unterschied nicht ganz klar, abgesehen davon, dass Herr Angeber einen Job hat, in dem er natürlich spitzenmäßig ist, eh klar); durch Berichte, wie er zwei Polizisten gezeigt hat, wo's langgeht, und wie er den Käufer seines gebrauchten Autos ganz schön reingelegt hat; und durch Schilderungen wie "Na, wie die Tussi hertreten hat, hob i ihr glei a Watschn gebm, dass sie hoibert die Stiagn owigfoin is". Leider ist mir erst nachher eingefallen, ihn zu bitten, seine Gewalterfahrungen anderswo aufzuarbeiten. Die Stiege wäre auch zu nahe gewesen.

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