Sunday, November 29, 2009

Vor fünfzehn Jahren

Gestern feierten wir unser fünfzehnjähriges Maturajubiläum bei einem Neudörfler Heurigen, und unser Klassenvorstand brachte uns unsere schriftlichen Maturaarbeiten mit. Schon witzig, was ich damals wusste, wovon ich heute keine Ahnung mehr habe. Ich hätte guten Gewissens beschwören können, noch nie etwas von einem Pascal'schen Dreieck gehört zu haben, und doch konnte ich offensichtlich einmal bestimmte Formeln in diesem Dreieck veranschaulichen. Ich bemerke auch, dass "der ausgezeichnete Wortschatz, das Gefühl für die Idiomatik der frz. Sprache und der sichere Gebrauch der grammatikalischen Strukturen" ziemlich nachgelassen haben. Und so wie früher, wo ich einen lateinischen Text nur anschauen musste, um ihn im wesentlichen zu verstehen, ist es leider auch nicht mehr.
Klingt wahrscheinlich komisch, weil ich ja nun noch nicht soooo alt bin (zumindest kann ich meistens nicht fassen, wie alt ich mittlerweile bin ;-), aber manchmal blicke ich mit ein wenig Sentimentalität auf meine Oberstufenzeit zurück, als das Verhältnis von geistiger Leistungsfähigkeit und freier Zeit auf der einen Seite und Verantwortung und von außen gesteuerter Beschäftigung auf der anderen Seite noch ein deutlich anderes war als heute... Interessant übrigens, dass es beim Nachhausefahren ausgerechnet "Für immer jung" im Radio gespielt hat...

3 comments:

  1. Da gings mir vergangenes Jahr sehr ähnlich. Nach - bei mir - 30 Jahren quälte mich die Ahnung dieses schleichenden "Verfalls" schon im Vorfeld. Jedenfalls hab ich dann, um mich zu psychisch zu schonen, darauf verzichtet, meine Maturaarbeiten einzusehen oder gar mit nach Hause zu nehmen ;-)

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  2. Als unmittelbar Betroffene - auch ich wurde an diesem Samstag Abend unsanft an meine schulische Vergangenheit erinnert - muss ich aber schon sagen, dass ich mich nicht mehr danach sehne, nur vorgegebenes Wissen zu verinnerlichen und dieses dann streng dem Kanon der Erwartungen zu reproduzieren. Mit fast allen Maturathemen, die Aufsätze samt persönlichen Stellungnahmen einforderten, möchte ich heute nicht mehr gezwungen sein, mich auseinander setzen zu müssen.

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  3. Christina, da geb ich Dir recht... was mir abgeht und worauf ich mit einem weinenden Auge zurückblicke, ist die Zeit und die Muße, viel zu lesen, selbst durchzudenken, zu lernen, die ich damals zur Verfügung hatte - auch wenn der Stundenplan damals natürlich auch von außen gesteuert war. Ich konnte sozusagen "hauptberuflich" lesen und lernen.

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