München : R. Oldenbourg Verlag, 1990
Im letztgenannten Buch - "Das Plakat im Schaufenster" - gibt es einen Abschnitt für Buchhandlungen: "Der sogenannte Laufkunde ist geringer einzuschätzen als der wahrhaftige Bücherfreund, der in regelmäßigen Abständen vorspricht, um sich nach Neueingängen zu erkundigen. Auf diese Leute muß aber ganz besonders eingewirkt werden, ihnen gehört eine besondere Ecke im Schaufenster und ein sehr nachhaltiger Hinweis durch das Schaufensterplakat. (...) Ein sehr wichtiges Moment in der Werbung der Buchhandlung ist die Behandlung des Käufers. Nur keine Schablone. Jeder will vollkommen individuell behandelt werden. Man stürze sich nicht wie ein Habicht auf jenen Menschen, der selber suchen will und der sich Zeit läßt, das richtige Buch herauszufinden. Man werde nicht nervös, wenn dieser Besucher nun schon eine Stunde lang in Büchern herumkramt, man meine nicht, daß er in so kurzer Zeit 'das Beste aus den Büchern herausgelesen habe'. Verständnisvolles Fragen, Hilfsbereitschaft und - notabene! - die eigene Belesenheit wirken Wunder" (S. 77).
Biegel schlägt auch einige Werbeslogans für die Schaufensterplakate vor: "Wenn Sie Bücher von den Freunden entleihen - so bringen Sie sich um die eigene Besitzfreude. Das Buch, das Ihnen gehört, ist Ihnen weit wertvoller" (S. 78). Oder: "Prüfen Sie sich selbst! Wollen Sie teilnehmen am geistigen Leben ihres Landes, so müssen Sie auch Bücher lesen. Bücher bilden und bereichern das Allgemeinwissen" (S. 78). Und: "Können Sie mitreden? Es ist peinlich, in einer Gesellschaft zu sein, wenn gerade über neue Bücher gesprochen wird. Sie können nur zuhören - denn Sie kaufen ja keine Bücher! Besser ist es, Sie opfern monatlich einen kleinen Betrag, um ein gutes Buch zu erwerben!" (S. 77) :-)
Interessant ist aber auch, welche Geschenke den Frauen und welche den Männern zugedacht werden: "Was kann man Männern schenken? Einen Rauchverzehrer? Fein! Einen elektronischen Anzünder? Praktisch! Eine schöne Leselampe? Wundervoll! Sehen Sie - das sind Geschenke, über die sich Männer wirklich freuen können" (S. 48), "Eine gute Zigarre gibt jeder Unterhaltung die freundliche Note! Wo Männer beieinander sind: Die 'Saide" anbieten!" (S. 33), "Ach - wie reizend! Das hört jede Mutter gern. Mit Kleidern von ... sieht jedes Kind reizend aus" (S. 37), "Was für die Frau der entzückende Schirm - das ist für den Mann der praktische Spazierstock" (S. 43), "Aerger macht häßlich! Und Aerger mit einem schlechten Herd macht vorzeitig alt. Daran denken und von vornherein einen XY-Herd kaufen. Der XY-Herd sorgt stets für die gute Laune der Hausfrau" (S. 49). Schmunzeln musste ich auch beim Hinweis: "Daß man allen Verlobten (Aushänge an den Standesämtern auswerten!) selbstverständlich Matratzen anbietet, braucht hier wohl kaum betont zu werden" (S. 47).
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