Wednesday, April 07, 2010

Rätsel Garderobekasten

Ich glaube, alle Menschen, die Auskunftsdienst in Bibliotheken machen, können zahlreiche Anekdoten zum Themenkreis "BenutzerInnen und Garderobekasten" beisteuern. Mein bisheriger Favorit war der Benutzer, der in aufgebrachtem Tonfall monierte, dass bei mehreren Schließfächern immer die Münzen durchfallen. Nachdem bei uns die Schlösser wirklich regelmäßig kaputt sind, ging ich mit, um mir das mal anzusehen. Und dann zeigte mir der Benutzer (übrigens ein regelmäßiger Gast unserer Bibliothek), wie er zwei Ein-Euro-Münzen in ein Schloss wirft, auf dem "2€" steht. Wahrscheinlich kennt er nur die kostenpflichtigen Gepäckschließfächer von Flughäfen und Bahnhöfen, und nicht den ganz simplen Spind... Nach meinem höflichen Hinweis, dass er eine Zwei-Euro-Münze braucht, ging ihm offensichtlich ein, dass er auch selber auf die Idee kommen hätte können, und das war ihm wohl ein bisschen peinlich, wohl deswegen wurde er gleich wieder laut und meinte, wegen ihm sei es ja nicht (neeeein), aber ausländische Benutzer - zum Beispiel aus Großbritannien - würden sich da sicher schwer tun, und wir sollten das dreisprachig anschreiben. Seitdem überlege ich krampfhaft, wie wir "2€" so anschreiben könnten, dass sich unsere englischsprachigen BenutzerInnen damit nicht so schwer tun...

Unlängst kam ein pensioniertes Ehepaar zu einer Führung, der Mann stürmte herein und beschwerte sich, dass seine Münze feststeckt. Kein Problem, kommt öfters vor - ich bewaffnete mich also wie gewohnt mit einer langen Schere und versuchte, die Münze aus dem Münzschlitz zu stochern. Die beiden schauten mir dabei etliche Minuten zu. Irgendwann wurde ich skeptisch und fragte vorsichtig, ob es denn sicher dieses Schließfach gewesen sei. Darauf sie: "Schon, aber ich hab die Münze nicht da oben reingesteckt". Sondern? "Na, ins Schloss". Ins Schloss? Ah. Tatsächlich. Dort in den schmalen Raum, wo sich das Ding dreht, das dann zusperrt. Dort, wo man die Münze nur mit Gewalt reinkriegt. Dort, wo ich mit der Schere nicht hinkomme. Dort, wo man was reinsteckt und dann den Schlosser rufen muss. Dem Mann, der dann noch ewig herummoserte, hätte ich übrigens gerne die Rechnung für den Handwerker geschickt...

Ich habe übrigens großes Verständnis dafür, dass man mal auf der Leitung stehen kann oder sich unsicher fühlt, wenn man das erste Mal in einer Bibliothek ist (siehe dazu "Ich als DAU"), ich halte mich für grundsätzlich geduldig und hilfsbereit, und ich liebe Infodienst, aber mich nervt, wenn genau die Leute, die nicht recht haben, gleich von vornherein diesen unwirschen Tonfall an den Tag legen...

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