In letzter Zeit habe ich ein glückliches Händchen, was die Zufallsauswahl bei Flohmärkten betrifft - über die erfreuliche Erwerbung von A.E. van Vogts "Zeit der Androiden", in dem eine Erzählung mit einer Bibliothekarin als Hauptfigur enthalten ist, habe ich ja bereits geschrieben. Nun habe ich bei einem Thalia-Abverkauf zum Buch "Brot und Spiel" des Österreichers Heinz Riedler gegriffen - erschienen als Band 327 der Phantastischen Bibliothek und nur mehr antiquarisch erhältlich - und fand darin folgende Passage, die ich mir erlaube in extenso zu zitieren:
Der Torso schwieg einige Minuten lang und musterte mit nachdenklichen Blicken die Hügelketten zerrissener Bücher und angesengter Papiere, die in dem langgestreckten Trog hinter dem Dickicht aufgeworfen waren. Wie oft schon hatte er mich mit der Kraft seines Wortes gezwungen, hineinzusteigen in diesen See ineinanderverkletteter Seiten, gebrochener Buchdeckel und Abermillionen wogender und raschelnder schwarzer Zeichen, bis zum Mund darin unterzutauchen, meine Augen über die Wellen der gedruckten Wörter schweifen zu lassen und den Geruch der zerfallenen Gedankenfossilien einzuatmen. - "Bücher", sagte er tonlos; "Rasierklingen. Pferdewägen. Computerdisketten. Brillengläser. Ritterrüstungen. Herzoperationen. Zukunftsperspektiven. Kamrads, torkelnde Nachbildungen. Uranusexpedition. Klosettpapier. Und wieder Bücher, Bücher. - Ja, sieh es dir an. - Der Bücherschatz, den man mir nachgeworfen hat. Nutzloses Zeug, Fossilien. - Du hast lesen gelernt, Kalfaktor. - Dann lies und vergiß es. Diese Bücher", sagte der Torso mit schmalem Haienmund und drehte den Kopf hin und her, um mich auf die Sternenunzahl gedruckter Wörter hinzulenken, "dieser Trog, der Sarkophag für einen epochalen Irrweg. - Hast du dir Gedanken gemacht, wie glücklich die anderen auf der Erde leben, und wie glücklich die Desperados in ihren Dämmerschlaf sind, ohne jemals ein Buch gesehen zu haben?" (1. Aufl. 1995, S. 142)
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