Bloggen als "'Socializing' für Egoisten"

In der "Kritischen Ausgabe" ist heute der nicht uninteressante blogskeptische Artikel "Die Blog-Monologe. Nachrichten aus der elektronischen Kneipe" von Manfred Poser erschienen. Über die deutsche Blogosphäre schreibt Poser: "Der (oder das) Blog als relevante Quelle, das gibt es hier nicht. Entweder herrscht die platte Privatheit – oder die tausendfältig bekannte PR-Sprache. Der Blog unterwandert die üblichen Kommunikationskanäle, aber es ist noch nicht klar, ob das zu mehr führt als zu dem derzeitigen Grundrauschen". Bei manchen Passagen frage ich mich, ob der Autor eigentlich mit BloggerInnen gesprochen hat oder ob der zitierte "junge Webadministrator Michael Mönnich aus München", dem zufolge die deutsche Blogszene "ihre Handschrift noch nicht gefunden" hat, seine einzige persönliche Quelle war - abseits von der Auswahl von Zitaten aus Posts, die wie angegossen zur Kritik passen. Passagen wie die folgende erscheinen mir doch als ein zu allgemeines Urteil: "Es ist nicht die Lust am Schreiben – denn hier liegt eher ein Protokollieren vor, ein Zeugnis-Ablegen, dass da ein mit Bewusstsein versehenes Lebewesen, in diese Welt geworfen (Heidegger), gewissen Projekten nachgeht, die seinen Bedürfnissen dienen oder dazu, ihm Unlust abzuwehren. Es ist die elektronische Kneipe, in der alle schreien und kaum einer zuhört, es ist 'Socializing' für Egoisten und Eremiten: Ich rufe in den Wind und hoffe, dass mich einer hört".