"Man mag darüber lächeln, für mich hat jede Baumart ihre Seele, ihren ausgesprochenen Charakter, wie ein Mensch, und von allen Bäumen hat die Eiche den liebenswertesten. Sie ist vielleicht der hilfloseste Baum des deutschen Waldes. Sie braucht im Wirtschaftswalde so vielseitigen Schutz, so sorgfältige Pflege, wenn sie nicht dem Wettbewerb anderer Holzarten unterliegen soll, denn sie ist wehrlos. Die Birke peitscht sich mit ihren Zweigen den Kopf frei, die Kiefer schiebt rücksichtslos ihr Geäst in die Kronen der Nachbarn, und die Buche mordet durch ihren dichten Schatten jede Konkurrenz. All das kann die Eiche nicht. Sie weicht aus, solange wie es möglich ist, und geht schließlich an Lichtmangel zugrunde" (S. 48/49).
Und einen Abschnitt noch: "Der vom Menschen unberührte Wald ist in seiner Vielgestaltigkeit schön. Er ist abwechslungsreich und bunter als der meist nur aus einer Art bestehende Kunstforst. Alles Eintönige ermüdet, das peinlich unkrautfrei gehaltene Quadrat eines großen Roggen- und Rübenfeldes wirkt ebenso langweilig wie eine glatte, weißgetünchte Wand oder wie eine Wüstenwanderung; denn das Auge findet nichts, an das es sich klammern, woran es sich ausruhen könnte. Wir Menschen brauchen hin und wieder einen freudigen Farbfleck im Grau des Alltags" (S. 17).
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