Tuesday, October 23, 2007

Jungen lesen (nicht)

"Die Lesekompetenz von Kindern und insbesondere Jungen hat in den letzten Jahren abgenommen", stellt der Verein manndat fest und beklagt gleichzeitig die Dominanz des weiblichen Geschlechts in der Kinder- und Jugendliteratur, was sowohl Hauptfiguren als auch Lektorat, Lehrerschaft und BibliothekarInnen betrifft. Unter dem Titel "Jungen lesen" wurden Informationen zu den folgenden Bereichen zusammengestellt: Gute Literatur über Jungen - für Eltern, Lehrer/innen, Erzieher/innen; Leseaktion für Jungs in Zusammenarbeit mit ax-o; Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Lesekompetenz von Jungen; Lesekompetenz fördern - Tipps für Eltern; Liste - Bücher für Jungen; Liste - Literaturklassiker für Jungen (Hinweis von Magdalena Pisarik).

Mit der Kritik am Männermangel in den Basisbildungseinrichtungen hat der Verein meiner Ansicht nach durchaus recht, aber wieso werden denn nicht mehr Männer Kindergärtner oder Volksschullehrer? Vielleicht weil die Bezahlung dann doch zu bescheiden ist? Ich meine das gar nicht sarkastisch, das würde mich wirklich interessieren. Dazu ist am 17. Oktober ein Artikel in dieStandard erschienen: "Kindergärtner, der etwas andere Männerberuf". Die Presse berichtete im März unter dem Titel "Quotenregelung für Männer. Kindergärtner sind gefragt" darüber. 2006 schreibt Bettina Steiner in der Presse unter dem Titel "Her mit dem Quotenmann!?": "Männer machen nicht deshalb einen Bogen um diesen Beruf, weil sie als Männer schlechtere Chancen haben oder gar, weil eine Lobby verbissener Kuschelpädagoginnen den Kerlen in diesem Beruf das Leben schwer macht. Männer werden keine Volksschullehrer, weil der Job zu wenig Renommee verspricht und zu schlecht bezahlt wird, wobei sie sogar recht haben. Was so ein Lehrer verdient, ist angesichts der Verantwortung, die er trägt, und dem Engagement, das er braucht, ein Skandal". Darüber würde ich gerne mehr und differenziertes lesen. - Siehe auch "HTL-Lehrerinnen statt Kindergärtnern" (2007), Job-Vergabe: Männerquote in der Schule (2006), Mehr Männer braucht die Schule (Gastkommentar von Kurt Scholz, 2001), "Gehrer: Männer ermutigen, Lehrer zu werden" (2006), "Todor mag Kim, Rosa mag Spiderman. Über Buben und Mädchen, Vorbilder und Geschlechterrollen" (2006), "Oberösterreich will mehr männliche Lehrer" (2006), "Der Kindermann von Jedlesee" (über einen SOS-Kinderdorf-Vater, 2007).

Die "Jungen lesen"-Seite ist durchaus empfehlenswert, vor allem weil Buben oft als Bibliotheksleser wegfallen und dagegen etwas getan werden muss, aber dass die Vielzahl an "starken Mädchen" in der Kinder- und Jugendliteratur auch eine Reaktion darauf sein könnte, dass früher meistens Buben die Helden waren, wird nicht berücksichtigt. Die Anliegen des Vereins manndat sind auf der einen Seite nachzuvollziehen, andererseits sind manche Passagen auf der Website so pampig formuliert - kann man diese Anliegen nicht auch ohne Feministinnenbashing vertreten oder ist das wiederum wieder eine Reaktion auf das teilweise wohl geübte "Männerbashing"?

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