Saturday, July 19, 2008

Bibliotheksbestand des Tages

...ist der Jahresbericht des Vereines Säuglingsschutz für das Jahr 1906 (Signatur A 49842). Dieser Verein betrieb Milchabgabestellen, eine Säuglingsabteilung und eine Pflegerinnenschule im St. Anna-Kinderspital. Auf dem Plan der "Schutzstelle" des Vereins am Zimmermannplatz in Wien-Alsergrund sind Flaschenwaschraum, Abtropfraum, Milchküche, Sterilisation, Kühlraum, Eiskeller, Milchabgabe und Gesinderaum eingezeichnet (S. 5): "Der Kühlapparat kühlt stündlich 1200 Flaschen von 80° auf 3 bis 4° C. bei einem wöchentlichen Verbrauch von 2 bis 3 Blöcken Eis und 2 bis 3 Kilogramm Salz. Die Flaschenwaschanlage mit motorischem Betrieb wäscht stündlich 2500 bis 3000 Flaschen". Außerdem stand Mutterberatung auf dem Programm: "Unser Verein hat sich von Anfang an die Abhaltung von Vorträgen für Mädchen und Frauen besserer Stände zur Aufgabe gesetzt" (S. 8).
Bei einer Ausstellung in der Rotunde wurden u.a. folgende Gegenstände gezeigt: "Brutkammer nach Prof. Escherich", "Apparat zur Längenmessung der Säuglinge", "Vorrichtung zur Erwärmung der Windeln" ("nur für lebensschwache Säuglinge notwendig"), "Handtuchhalter mit Abwurfbecken", "Brausesäuglingsbad nach Dr. Shaw" und - mein Favorit - "Baby läutet. Signalapparat nach Prof. Pfaundler. Elektrische Klingel mit Trockenelement. Sobald das Kind sich benäßt, wird die Leitung zwischen den an die Windeln eingelegten Drahtnetzen hergestellt. Es ertönt ein lautes Glockensignal, bis die nassen Windeln entfernt werden" (S. 12). Pawlow'sches Kind...
Auch die richtige Ausstattung eines Kinderzimmers wird beschrieben. Ferner finden sich Statistiken über die versorgten Kinder (Herkunft nach Bezirk, Alter bei der Aufnahme, ehelich/unehelich, Dauer der Brusternährung, Sterblichkeit/Ernährungsform). Darauf folgen ein Mitgliederverzeichnis und der Rechnungsabschluss. Den Abschluss bildet ein Bericht über das Weihnachtsfest in der Schutzstelle, und da musste ich kurz den Kopf beuteln: "Herrn Hofrat Escherichs Ansprache mahnte die armen Mütter der Freude und Dankbarkeit nicht zu vergessen, und so war es auch ein lohnender Anblick, als die 'Mühseligen und Beladenen' mit glückstrahlenden Augen ihre Gabe aus dem mildtätigen Händen der Prinzessin [Rosa Croy-Sternberg, Anm.] empfingen" (S. 68).

1 comment:

  1. Hi,
    ich bin auf der Suche nach dem "Säuglingspavillion der Prinzessin Sternberg" in Wien ca. 1912. Dies ist der beste Treffer - bin für jeden Hinweis dankbar.

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