Kürzlich habe ich einer Freundin kopfschüttelnd erzählt, dass es so viele FH-Absolventinnen gibt, die laut eigener Aussage am liebsten bei ihren Eltern wohnen bleiben und direkt in ihrem Heimatort oder maximal im ca. fünf Kilometer entfernten Eisenstadt arbeiten wollen, auch wenn der Job, den sie dort kriegen, nichts mit ihrer Ausbildung zu tun hat. Motto: nur ja nicht in die Wienerstadt! Später ist mir aufgefallen, dass ich da eigentlich mit zweierlei Maß messe - denn gerade ich möchte ja eigentlich wirklich gerne am Land arbeiten, und zwar nicht in der mittelgroßen Stadt, sondern wirklich am Land. Was diese Pendlerei von hunderttausenden Menschen für eine Zeit- und Ressourcenverschwendung ist! Wenn man diese Zeit einsparen und nur ein Viertel davon für ehrenamtliche Arbeit im eigenen Wohnort verwenden könnte - für die kleine öffentliche Bücherei, für die Nachbarschaftshilfe, für die Integrationsaktivitäten der Pfarre! Oder einfach länger schlafen, weil - wer schläft, sündigt nicht ;-)
Gut, ich möchte wirklich nicht mehr bei meinen Eltern wohnen, weil mein Auszug wesentlich zu unserem sehr guten Verhältnis beigetragen hat ;-) Mein Problem liegt darin, dass ich wahrscheinlich nicht so bald eine meiner Qualifikation entsprechende Stelle am Land finde (es will einfach niemand die "Bucklige Welt-Bibliothek" für mich gründen; so gesehen hatte die NÖN-Hacklerei schon was Gutes...); was man am Land braucht, kann ich dafür nicht. Mein seit längerem gehegter Wunsch, Forstwirtschaft zu studieren, kommt, denke ich mittlerweile, nicht nur von einer Überdosis "Forsthaus Falkenau"... Ich gebe zu, das eine Zeitlang wirklich sehr gerne geschaut zu haben - man hat immer ein wenig Lerneffekt über Landwirtschaft, Tier- und Pflanzenwelt, und die Probleme werden immer durch Reden gelöst - letzteres habe ich vor Jahren kurze Zeit auch an der "Himmlischen Familie" geschätzt, bis ich die Ami-Holzhammer-Moralkeule beim besten Willen nicht mehr ausgehalten habe. Aus dem Studium wird aber mangels berufsbegleitendem Angebot wahrscheinlich nix, wenn ich nicht einen Lottogewinn mache, und das wird schwierig, weil ich nicht Lotto spiele ;-) Also wird's auch nix mit dem Designen von Waldlehrpfaden für Naturparks und dem Forstjournalismus...
Ich lese auch immer wieder gerne Jessamyn Wests Blogeinträge über ihre Arbeit in "rural Vermont". Dennoch sehe ich einen Unterschied zu den erwähnten 21jährigen: Ich kenne es auch anders. Ich fürchte mich nicht vor der großen Stadt, weil ich ihre Vorteile jeden Tag sehe (ich habe mich zum Beispiel recht schnell dran gewöhnt, dass die Öffis alle zehn Minuten und nicht alle zwei Stunden fahren...). Auf der anderen Seite bin ich von den WienerInnen genervt, die alle von außerhalb für (geistige, nicht geographische) Provinzler halten und sie als "aus den Bundesländern" bezeichnen, als wäre Wien kein Bundesland, und die ihr Orientierungsvermögen aus Prinzip an der Wien-Ende-Ortstafel abgeben (sind eh nicht alle, das will ich wirklich nicht behaupten). Ich stimme auch der Ansicht, am Land und in der Kleinstadt sei "alles so eng", nicht (ganz) zu - da muss man sich eben selbst die Weite schaffen, die wahren Abenteuer sind schließlich im Kopf...
No comments:
Post a Comment