Geschähe doch einmal etwas. Würden einmal wieder Barrikaden gebaut. Ich wäre der erste, der sich darauf stellte, ich wollte noch mit der Kugel im Herzen den Rausch der Begeisterung spüren.
In "Flamme sein!" gibt es eine interessante Bibliothekspassage (zum Verständnis: die Gestapo hatte am 11. November 1937 in der Wohnung von Scholls Eltern mehrere Bücher, Photographien und Gegenstände aus der Jugendarbeit beschlagnahmt):
Das ungewöhnlichste Buch unter den bei Hans Scholl beschlagnahmten Publikationen ist von Schalom Asch. 1933 hatte Curt Lenzner, sächsischer Gaureferent für Jugendschriften im Nationalsozialistischen Lehrerbund, eine "Schwarze Liste zur Aussonderung verbotener Bücher der öffentlichen Bibliotheken" publiziert. Auf dieser und der gleichzeitig von dem Bibliothekar Wolfgang Herrmann verbreitenen "Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" ist auch der jiddische Schriftsteller und Dramatiker Schalom Asch aufgeführt. Von ihm sollte "Alles" entfernt werden. Weil die Eliminierung in den allgemeinen Büchersammlungen offensichtlich vollständig gelang, lieh Scholl sein Exemplar vom "Israel.[itischen] Leseverein" in Ulm aus, wie das Gestapoverzeichnis notierte. Offensichtlich beeindruckte die allgemeine antijüdische Hetze Scholl nicht. Im Gegenteil: Er hatte sich vom jüdischen Leseverein einen Ausweis ausstellen zu lassen, um an verbrannte und verbotene Bücher zu gelangen.
Zitat aus: Robert M. Zoske: Flamme sein! Hans Scholl und die Weiße Rose. Eine Biografie. München: C.H.Beck 2018, S. 37 (Perlentaucher)
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