Tuesday, April 12, 2022

Einladung zum Online-Workshop "Geschlechtergerechte Sacherschließung" am 11. Mai 2022

Im Jahr 2012 habe ich den Beitrag "Österreich: Der Gender-Marsch durch die Institutionen für die Interessengruppe Wissenschaftliche BibliothekarInnen Schweiz geschrieben. Darin heißt es "Wir planen einen Workshop zum Thema Sacherschließung". Zum Zehn-Jahres-Jubiläum dieser Absichtserklärung ist es nun endlich soweit - dank des Nachdrucks und Engagements meiner lieben Kolleginnen von der "Neigungsgruppe Sacherschließung" Susanne Blumesberger, Andrea Gruber & Evelyne Luef. Hier also - endlich! - die Einladung.

Der Online-Workshop "Geschlechtergerechte Sacherschließung" wird durchgeführt im Rahmen von "30 Jahre frida" in Kooperation mit der Kommission für Genderfragen der Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB).

Zeit und Ort: 11. Mai 2022, 10.00-17.00 Uhr, virtuell

Ausrichtung des Workshops

Gemeinsames Anliegen aller fridas war und ist es, feministisches/frauen*bezogenes Wissen zu sammeln, zu bewahren und so aufzubereiten, dass es der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und für verschiedene Fragestellungen abgerufen werden kann. Im Bibliothekswesen dafür entwickelte Werkzeuge wie etwa kontrollierte Vokabulare wie die GND oder die von der Library of Congress in Washington gepflegten "Subject Headings" (LCSH), verschiedene Klassifikationen, Systematiken und (Fach-)Thesauri leisten unschätzbare Dienste bei der Erschließung und somit der Wiederauffindbarkeit von Informationen sowie der Vernetzung unterschiedlicher Ressourcen.

Aus einer feministischen bzw. frauen*bezogenen Perspektive sind diese verdienstvollen Werkzeuge allerdings auch kritisch zu hinterfragen, da sie gesellschaftliche Macht- und Ungleichverhältnisse widerspiegeln und festigen. Feministische Bibliothekar*innen benennen seit Ende der 1970er Jahre die androzentristische und sexistische Prägung konventioneller Normdateien, Klassifikationen, Thesauri etc. Fehlende Begriffe, diskriminierende Bezeichnungen oder Nicht-Nennungen generieren sprachliche Ausschlüsse, Geschlechterstereotypisierungen und Diskriminierungen – die zudem intersektional sind und sich in wirkmächtiger Verschränkung der Kategorien Geschlecht, Rassismus und Ableismus manifestieren. Und sie tragen dazu bei, dass diese – etwa durch die Recherchefunktion "Relevanz" – fortgeschrieben werden.

Im Online-Workshop zu geschlechtergerechter Sacherschließung stellen wir die Frage, was eine feministische Perspektive dem entgegenhalten kann. Wie können Grundlagen einer feministischen und geschlechtergerechten Sacherschließung aussehen? Was können feministische Fach-Thesauri oder geschlechtergerechte kontrollierte Vokabulare diesbezüglich leisten? Und (wie) können sie für Änderungen in konventionellen Dokumentationssprachen, universalen Normdateien und Klassifikationen genutzt werden?

Informationen zur Teilnahme und Anmeldung

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Mitgliedschaft bei frida oder der VÖB ist nicht Bedingung. Die Workshop-Sprache ist Deutsch. Der Workshop findet online über Zoom statt. Eine Registrierung bis 10. Mai 2022 ist erforderlich.

Programmüberblick

Vormittag 10:00-13:00 Uhr: Begrüßung | Keynote | Inputs | Diskussion
10:00-10:15 Uhr: Begrüßung (Susanne Blumesberger & Evelyne Luef für das Organisationsteam, Grußworte von frida-Obfrau Li Gerhalter)
10:15-11:00 Uhr: Keynote Karin Aleksander (ehem. Leiterin der Genderbibliothek des ZtG der HU Berlin): Was ist und zu welchem Ende brauchen wir eine geschlechtersensible Beschlagwortung?
kurze Pause
11:10-11:55 Uhr: Inputs zu je 15 Minuten
  • Rainer Steltzer (UB Innsbruck): G(e)ND(er) Trouble? Aspekte von Gender in der Gemeinsamen Normdatei
  • Andrea Gruber (Ariadne an der ÖNB): Feministische Wortschätze: Bedeutung und Potentiale
  • Monika Bargmann (Kommission für Genderfragen der VÖB): Lernen über Gender. Geschlechtergerechtigkeit und Feminismus in der bibliothekarischen Ausbildung
kurze Pause
12:10-13:00 Uhr: gemeinsame Diskussion und Bildung der Gruppen für den Nachmittag
13:00-14:00 Uhr: Mittagspause

Nachmittag: 14.00-17.00 Uhr: Arbeits- und Diskussionsgruppen | Schlussdiskussion und Ausblick
14:00-15:30 Uhr: Diskussionen in drei Gruppen (Pausengestaltung nach Wünschen der jeweiligen Gruppe)
15:30-16:00 Uhr: Kurzberichte der Gruppen
16:00-17:00 Uhr: gemeinsame Schlussdiskussion und Ausblick

Abstracts

Karin Aleksander: Was ist und zu welchem Ende brauchen wir eine geschlechtersensible Beschlagwortung?

Die Frage, warum geschlechtersensible/-gerechte Beschlagwortung notwendig ist, behandle ich mit bibliotheks- und sprachwissenschaftlichen Aspekten, eingeordnet in historische und philosophische Überlegungen. Dafür stelle ich Erreichtes und Rückschritte als einen Zusammenhang dar, wobei auch Offenes für die Zukunft problematisiert wird.

Kontakt: Dr.in Karin Aleksander, Mitglied der Fachkommission im Digitalen Deutschen Frauenarchiv und in i.d.a.; Leiterin der Genderbibliothek am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität zu Berlin (1990-2019), karin.aleksander@hu-berlin.de

Rainer Steltzer: G(e)ND(er) Trouble? Aspekte von Gender in der Gemeinsamen Normdatei

Die Gemeinsame Normdatei (GND) wird von Bibliotheken im gesamten deutschen Sprachraum zur verbalen inhaltlichen Erschließung von Ressourcen genutzt. Der Vortrag soll einen kurzen Überblick über die Repräsentation von Gender in der GND selbst und in den Regeln für die Schlagwortkatalogisierung (RSWK) bieten.

Kontakt: Dr. Rainer Steltzer MSc., Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, VÖB-Kommission für Sacherschließung, rainer.steltzer@uibk.ac.at

Moderation des Workshops am Nachmittag: MMag.a Dr.in Evelyne Luef, Wienbibliothek im Rathaus, , frida – Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich, evelyne.luef@wien.gv.at

Andrea Gruber: Feministische Wortschätze: Bedeutung und Potentiale

Feministische Vokabulare sind grundlegende Werkzeuge der Sacherschließung in frauen*- und genderspezifischen Bibliotheken, Archiven und Dokumentationsstellen. Der Input widmet sich feministischen Thesauri und Schlagwortlisten, die diese seit Ende der 1970ern entwickeln. Skizziert werden Potentiale ihrer Vernetzung und Weiterentwicklung sowie ihrer Interaktion mit allgemeinen Normdaten wie der GND vor dem Hintergrund von Linked Open Data und Semantic Web.
Der Workshop am Nachmittag bietet die Möglichkeit zu Vertiefung und Austausch sowie zur Diskussion kooperativer Strategien; Marius Zierold (Deutsches Digitales Frauenarchiv) gibt hierzu spannende Einblicke in konkrete Projekte.

Kontakt: Mag.a Andrea Gruber MSc, Österreichische Nationalbibliothek, Ariadne – frauen*-/genderspezifische Information und Dokumentation, frida – Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich, andrea.gruber@onb.ac.at

Monika Bargmann: Lernen über Gender. Geschlechtergerechtigkeit und Feminismus in der bibliothekarischen Ausbildung

Die Beschäftigung mit geschlechterspezifischen Ausschlussmechanismen hat einen Platz in der bibliothekarischen Berufsethik. Informationsfachleute "opponieren gegen Diskriminierung aufgrund (...) der Genderidentität (...) oder der sexuellen Orientierung", heißt es beispielsweise im Ethik-Kodex der IFLA, der internationalen Föderation der Bibliotheksverbände. Aber wird das auch in der bibliothekarischen Ausbildung berücksichtigt? Der Input am Vormittag wirft Blitzlichter auf Curricula verschiedener Ausbildungsgänge. Am Nachmittag reflektieren wir gemeinsam, wie (und ob) Gender in unseren unterschiedlichen Ausbildungswegen von Lehre bis Hochschulstudium thematisiert wurde - auf dem Gebiet der Inhaltserschließung und darüber hinaus.

Kontakt: Mag.a (FH) Mag.a Monika Bargmann, ZAMG - Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, frida – Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich, Leiterin der Kommission für Genderfragen in der Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB), monika.bargmann@zamg.ac.at

Datenschutzhinweise

Der Workshop findet online über Zoom statt. Ihr Name und Ihre Mailadresse werden ausschließlich zur Abwicklung der Veranstaltung (Bestätigung der Registrierung, notwendige Informationen zum Workshop...) verwendet.

Sie können Zoom über gängige Browser verwenden bzw. einen Desktop-Client oder eine mobile App installieren. Deutschsprachige Informationen über Zoom und die DSGVO finden Sie hier.

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