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Auf einer eigenen Podiumsdiskussion wurden diesmal aber auch die zunehmend negativen Auswirkungen prekärer Arbeitsverhältnisse im österreichischen Bibliothekswesen anhand konkreter Beispiele erörtert und mögliche Gegenstrategien angesprochen. Prekäre und atypische Arbeitsverhältnisse sind dabei insbesondere solche ohne Perspektive auf berufliche Weiterentwicklung und auf ein existenzsicherndes Einkommen, führen vorprogrammiert in Richtung Altersarmut und sind aus Sicht der VÖB sowohl im Hinblick auf die persönlich Betroffenen als auch aus volkswirtschaftlichen Gründen abzulehnen. Denn ungünstige Arbeits- und damit Lebensbedingungen beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit und erhöhen die Krankenstände. Permanenter Wissensverlust durch häufigen Personalwechsel führt wiederum zu erhöhten Kosten zusätzlich zu den Gehaltszahlungen. Atypische und prekäre Anstellungsverhältnisse zwingen den Menschen in ein "Leben in der Warteschleife", reduzieren die Existenz auf "Bittleihe" (Prekarium) und verbannen die Betroffenen in die "Zone der Verwundbarkeit" (Robert Castel).
Zur fundierten längerfristigen Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema sowie insbesondere zur Erarbeitung konkreter Handlungsstrategien und Maßnahmen hat die VÖB die rasche Einrichtung einer offenen Arbeitsgruppe beschlossen. Diese soll sich gezielt mit dem zukünftigen Berufsbild im Bibliothekswesen beschäftigen, praktische Beispiele für Missstände im Beschäftigungsbereich und deren Hintergründe sammeln und damit auch die Grundlagen für ganz konkrete Verhandlungen erstellen. Damit bleiben die Arbeitsverhältnisse im österreichischen Bibliothekswesen jedenfalls auch auf der ständigen Tagesordnung des neuen Präsidiums und Vorstandes der VÖB.
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Es freut mich als Vorstandsmitglied und als Moderatorin der erwähnten Podiumsdiskussion "Ich bin so frei - prekäre Arbeitsverhältnisse im Bibliothekswesen" wirklich sehr, dass das Thema aufgegriffen wurde. Ich habe vorher einige Erfahrungsberichte zugeschickt bekommen, und diese haben mich betroffen gemacht. Ich rede derzeit natürlich von einer vergleichsweise privilegierten Perspektive aus, aber ich war selber acht Jahre ohne schriftlichen Vertrag beschäftigt (allerdings nicht im Bibliothekswesen) und kann mich an diese Zeit gut erinnern. Als Berufseinstieg oder neben dem Studium sind solche Arbeitsverhältnisse eine Sache - wenn KollegInnen Jahre bis Jahrzehnte lang so arbeiten, ist das eine andere. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn wir betroffene Kolleginnen und Kollegen einbinden könnten, und möchte zur Mitarbeit in der erwähnten Gruppe herzlich einladen. Bei Bedarf fungiere ich - ebenso wie die anderen Vorstandsmitglieder - gerne als Kontaktperson zur VÖB.
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