Thursday, September 04, 2008

Hab ich schon mal erwähnt...

...wie sehr ich Notenvergeben hasse? Am meisten drückt es mich, wenn ich weiß, jemand hat sich sehr angestrengt, aber das Ergebnis ist einfach nicht besser als ein Dreier. Aber Zweier herschenken ist unfair gegenüber denen, die sich den Zweier tatsächlich verdient haben. Ich sage mir dann immer, dass ein Dreier ja eh nicht so schlecht ist, dass das eben eine okaye (was für ein Wort ;-) Leistung ist, aber selber wollte ich immer nur Einser haben, ich Streberin (ein einziges Mal war mir meine Note wirklich wurscht, und zwar mein FH-Vierer in Rechnungswesen). Ich gebe ja auch meinen Diplomandinnen weise Ratschläge, die ich bei meiner eigenen Diplomarbeit nicht im geringsten befolge - da fehlen anscheinend ein paar Synapsen zwischen Wissenszentrum und Tun-Hirn.
Vielleicht ist es auch nicht gut, dass wir am Studiengang unsere StudentInnen so gut kennen. Ich versuche immer, genau zu überprüfen, ob ich zu einer Note aufgrund bisheriger Leistungen neige - wenn jemand immer gut war, tendiere zumindest ich leicht dazu, Fehler nicht so grob zu werten, während ich bei einer (im Sinne der Studienleistung) "schlechteren" Studentin mir dann gleich denke, "aha, eh nix anderes erwartet". Nachdem mir das aber bewusst ist, hab ich das mittlerweile ganz gut im Griff bzw. berate mich bei Zweifelsfällen auch mit KollegInnen, um meine Entscheidung einschätzen zu können. Wenn ich hauptberuflich unterrichten würde, würde ich am Semesterende aber regelmäßig auszucken ;-) Mir hat mein letztes Semester auf der FH gereicht, wo ich rund 120 Noten in einer Woche vergeben musste (um dann Fragen wie "nur weil ich zwei Mal meine Hausaufgabe nicht gemacht habe, nie aufgepasst, schon gar nie mitgearbeitet und drei Stunden unentschuldigt gefehlt habe, geben Sie mir kein 1A?" zu ernten ;-) jaja, ich übertreibe. So lange ist ja meine FHIB-Zeit auch noch nicht her, als dass ich das Studentinnendasein gänzlich verdrängt hätte.

Frage an hier eventuell mitlesende KollegInnen, die schon länger in diesem Feld tätig sind: Wird die Notenvergabe jemals leichter?

2 comments:

  1. ich weiß nicht, ob notenvergabe jemals leichter wird und kann deine bedenken beim vergeben von noten sehr gut nachvollziehen. ob noten generell sinnvoll sind, wenn sie so vergeben werden wie bisher, wage ich auch zu bezweifeln.
    aber ich denke, dass es techniken gibt, die persönliche "befangenheit" ein wenig zu reduzieren. und so einen anderen blick auf die notenvergabe zu ermöglichen.
    1. bei der korrektur von arbeiten nie vorher das deckblatt mit den persönlichen informationen lesen.
    2. oder ganz auf die angabe der persönlichen informationen (namen, studiengang, ...) verzichten und nur die matrikelnummer angeben lassen. und diese später mit namen ... abgleichen.

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  2. Ich sollte präzisieren - bei "normalen" Klausuren oder ILV-Abschlusstests geht mir das recht flott von der Hand. Da hatte ich letztes Mal das Schema 100 Prozent = 100 Punkte, die einzelnen Aufgaben waren transparent mit Punkten versehen worden, sprich: Hausübung 1 nicht gebracht = minus 10 Punkte. Abschlusstest komplett vermasselt = minus 35 Punkte. Hausübung 2 teilweise grob fehlerhaft = minus 6 Punkte. 49 Prozent erreicht > Note 5F > tut mir leid, wir sehen einander wieder (kam aber letztes Semester kein einziges Mal vor, nur 3Cs hab ich da ganz schön viele vergeben).
    Mein Problem sind Diplomarbeiten (bzw. waren, weil der Studiengang mittlerweile auf Bachelor umgestellt wurde). Da frage ich mich oft, ob ich nicht doch verabsäumt habe, auf dieses hinzuweisen, und ob ich nicht doch jenes noch hätte sagen sollen... Da würde ich mir manchmal wünschen, das deutsche Notensystem zu haben, wo man auch 1,3 oder 2,7 vergeben kann. Wird der Leistung manchmal gerechter.
    Ich glaube, es ist in Joan Bolkers empfehlenswertem Buch "Writing your dissertation in fifteen minutes a day", wo es im Anhang einen kurzen Abschnitt für BetreuerInnen gibt, in dem gleich am Anfang steht: "ES IST NICHT DEINE ARBEIT".

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