Wednesday, January 12, 2011

Bibliothek und Bürokratie

Heute habe ich über Bibliothek und Bürokratie nachgedacht, aber vielleicht aus einer anderen Perspektive als erwartet - nämlich aus der Sicht, dass BenutzerInnen manches für bürokratisch halten, was ich gar nicht so empfinde. Heute war nämlich so ein Benutzer am Infoschalter.
Dass man bei einem Reproauftrag ein Formular ausfüllen muss, auf dem draufsteht, was man reproduziert haben will und wie man kontaktiert werden kann, finde ich jetzt eigentlich keine Zumutung. Schließlich ist es ja im Interesse des Bestellers, dass er den richtigen Scan bekommt und dass er verständigt wird, sobald dieser abholbereit ist. Oder dass der Benutzer mit seiner Unterschrift bestätigen muss, dass er die Benutzerordnung zur Kennntnis genommen hat. Oder dass die Tatsache, dass der Kollege aus der Reproabteilung nicht mehr da ist und der Benutzer erst am nächsten Tag seinen Ausdruck vom Mikrofilm bekommt, nicht damit zusammenhängt, dass er der "amtlich vereidigte Ausdrucker" (Zitat Benutzer) ist, sondern einfach nur der Mitarbeiter, in dessen Ressort diese Tätigkeit fällt. Oder bin ich schon ganz bibliothekarisch verblendet?

Photo 'The triumph of bureaucracy' von Joshua Trevino, zeigt Schild und offizielle Schildgenehmigung der Stadt Sacramento

Joshua Treviño: "The triumph of bureaucracy", aufgenommen am 13. März 2007 in Sacramento, gefunden auf Flickr, CC-lizensiert

5 comments:

  1. Abgesehen davon, dass Bibliothek und Blendung seit Canetti nur noch zusammengedacht werden können ;-)
    ... scheint dir ein kleines Wutbürgerchen über den Weg gelaufen zu sein ;-)

    Neben solchen gibt es noch die hektischen Nicht-Zuhörenkönner, die aber immer gleich alles erledigt haben wollen, so eine hörte ich gestern in der AK-Bibliothek mit halbem Ohr mit und bewunderte die Engelsgeduld des Bibliothekars ...
    Ist schon ein eigener Menschenschlag, das Bibliotheksgesinde. Gold beherzt und eisern benervt!
    wie ich nunmehr völlig neutral sagen kann ;-)

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  3. er war eher zynisch als wütend ;-) aber meine "Lieblings"-Benutzerin war die, die mir auf den Hinweis, bitte Jacke und Tasche ins Garderobekastl zu verfrachten, antwortete: "Aber ich bin mit Ihrer Chefin befreundet". So what.

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  4. Manchmal wollen Kunden aber auch nur die angebotene Dienstleistung in Anspruch nehmen, ohne die dahinterliegende Arbeitsabläufe verstehen zu müssen.

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  5. @Frank: ja, das stimmt natürlich, wenn ich mir's so überlege. Ich wollte dem Benutzer aber erklären, warum er heute den Ausdruck nicht mehr bekommen kann. Meine Kollegin meinte, ich hätte nur sagen sollen, dass die Dauer von der Auftragslage abhängt (was natürlich auch stimmt).

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