STANDARD: Wie sieht's bei Ihnen selbst aus mit Lesen?Deutschbauer: Den Mann ohne Eigenschaften habe ich gründlich gelesen, als Jugendlicher mit 18 Jahren, und es hat mich überraschenderweise reingezogen. Damals war ich noch Discobesucher in Lienz in Osttirol, habe aber selten getanzt, ich war so ein untalentierter junger Mann in der Alpendiele und hatte immer den Mann ohne Eigenschaften unterm Arm, 1980 war das. Es war die erste Ausgabe aus den 1950er-Jahren, ein senfgelber Band in Leinen, den musste ich immer in der Lienzer Stadtbibliothek ausleihen. Alle drei Monate bekam ich einen Brief vom Stadtbibliothekar und musste das Buch für einen Monat zurückgeben und dort ruhen lassen, anschließend konnte ich es wieder ausborgen. Nach drei Jahren habe ich mir mal das Verzeichnis geben lassen, und es war tatsächlich nur ich, der das Buch ausgeliehen hatte. Ungefähr 20-mal.
Quelle: Manfred Rebhandl: "20 Jahre Bibliothek der ungelesenen Bücher: 'Alles vortrefflich!'". Interview mit Julius Deutschbauer. In: Der Standard, 25. Dezember 2017.
No comments:
Post a Comment