Monday, April 20, 2015

Von Bücherfeen und Bibliotheksvampiren, Kolumne 3/2014

Wie sieht der Arbeitsplatz Bibliothek in Kinderbüchern aus? Antworten auf diese Frage suchen wir in elf zufällig ausgewählten Büchern deutscher, englischer und spanischer Sprache. Fast alle dieser Bücher haben Öffentliche oder Schulbibliotheken zum Thema – nur in einem werden auch Wissenschaftliche Bibliotheken erwähnt.
Patricia Lakin, John Manders [Ill.]:
Clarence the Copy Cat.
Double Day 2002
Gleich vorweg: In einem Kinderbuch kommen gar keine MitarbeiterInnen vor. Man kann nur aus der Tatsache, dass ein Bub aus einer Bücherei mit vielen Büchern bepackt und zufrieden herauskommt, schließen, dass sich zuvor jemand um Bestandsaufbau und Ausleihe gekümmert hatte (und irgendjemand hatte ein "Hunde verboten"-Schild aufgestellt). In einem Buch wird die private Schlossbibliothek nur von der Fledermaus Cölestine bewohnt. In einem anderen bevölkern nur Geister die Bibliothek, allerdings handelt es sich dabei nicht um verstorbenes Fachpersonal. Die Fernleihe wird kein einziges Mal erwähnt. Die Formalerschließung wird nur in einem Buch als Tätigkeit dargestellt, ansonsten spiegelt sie sich eher in der Katalogsuche wider. Dasselbe gilt für die inhaltliche Erschließung, die nur durch das Endprodukt Aufstellungssystematik vertreten ist. In sechs Büchern sind Beratung und Auskunft wichtig. In "A day with a librarian" heißt es zum Beispiel: „Ich helfe Menschen, das zu finden, was sie brauchen. Ich helfe Menschen, Antworten auf ihre Fragen zu finden". Sechs Mal werden Bücher zurückgestellt. Sieben Mal wird die Ausleihe erwähnt. Am wichtigsten sind aber die lesefördernden Maßnahmen wie Vorlesestunden, die in acht von elf Büchern den Kindern Freude bereiten.
Fazit: Die Arbeit im Hintergrund spielt in den Kinderbüchern eine untergeordnete Rolle – der Kontakt mit großen und kleinen BenutzerInnen steht im Vordergrund. Übrigens: Den höchsten Wert an Mitarbeiterzufriedenheit erreicht wohl der Bärenbibliothekar Lewis. Er liebt einfach alles an seinem Beruf: das Aufsperren in der Früh, den Geruch der Bücher, das Auswählen und Kaufen neuer Medien, das Reparieren, das Sortieren und Zurückstellen, die Beratung, sogar Menschen, die sich in der Bibliothek unterhalten – aber "was Lewis wirklich liebte, war, sich mit einem Stapel Bücher mit großartigen Geschichten und tollen Bildern auf einen Sessel zu setzen und den Kindern in der Bibliothek vorzulesen".

Literatur: C. Meister/R. Davis: Tiny goes to the library (2000); J. Kottke: A day with a librarian (2000); S. Hill/L. Halverson: Stuart Little at the library (2001); D. Liebman: Quiero ser bibliotecario (2003); Jessica Spanyol: Carlo and the really nice librarian (2004); D. Gutman/J. Paillot: Mrs. Roopy is loopy! (2004); D. Melling: The ghost library (2005); J. M. Perschy/H.-G. Döring: Balthasar und die Bibliotheksfledermaus (2006); M. McGee/I. Beck: Winston der Bücherwolf (2006); C. Simon/R. Thornburgh: Lewis the librarian (2006); P. Lakin/J. Manders: Clarence the copy cat (2007).


Hier alle bisher erschienenen Kolumnen zum Nachlesen:
  • Bibliothek als...: 4/2014 (Bibliothek als Treffpunkt, S. 21), 3/2014 (Bibliothek als Arbeitsplatz, S. 59), 2/2014 (Bibliothek als Tatort, S. 61), 1/2014 (Bibliothek als Paradies, S. 63).
  • Film und Fernsehen: 4/2013 (Science Fiction, S. 45), 3/2013 (Krimiserien, S. 53), 2/2013 (Horror, S. 65), 1/2013 (Komödien, S. 59).
  • Belletristik: 4/2012 (Krimis, S. 59), 3/2012 (Comics, S. 57), 2/2012 (Horror, S. 71), 1/2012 (Liebesromane, S. 53).

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